Baby Woodrose - Third eye surgery
Bad Afro / CargoVÖ: 20.04.2012
In Farbe. Und bunt.
Erinnert sich noch jemand an die Zeiten, zu denen Dave Wyndorf davon sang, den Traktor auf der Drogenfarm zu fahren? Oder an Hawkwinds "It flies sideways through time / It's an electric line / To your zodiac sign"? Oder an Syd Barretts Geschichte vom Gnom Grimble Crumble, der eine scharlachrote Tunika mit grüner Kapuze trägt und gerne Wein trinkt? Eben der richtig psychedelische Kram, für den diese oszillierenden Farbfiguren und Nebeleffekte ursprünglich mal erfunden worden sind, mit denen der Windows Media Player standardmäßig jedes Musikstück von Bach bis Baroness untermalt. Baby Woodrose haben endlich mal wieder den passenden Soundtrack dazu zu bieten.
Tatsächlich klingen Baby Woodrose wie eine weniger verzerrte, aber ebenso verrauchte Version früherer Monster-Magnet-Platten. Es wäre allerdings falsch, der Band schlicht drogengeschwängertes Nachahmen vorzuhalten. Immerhin sind die Dänen auch schon seit mehr als zehn Jahren unterwegs und halten mit knarzig-schlackerndem Sound und lässiger Schlichtheit die 70er-Jahre-Fahne in einem Genre hoch, das mit Bands wie White Hills oder Pontiak in den vergangenen Jahren in eher noisigere beziehungsweise progressivere Gefilde gedriftet ist.
Entsprechend kurz und auf den Punkt ist das erste Drittel von "Third eye surgery" ausgefallen. "Down to the bottom" spielt sich - ebenso wie die beiden folgenden Songs - die Finger an einem einzigen flanger-getränktem Riff wund. Im Hintergrund orgelt pflichtbewusst die Orgel und der stoische Schlagzeugbeat löst spätestens ab der Halbzeit tranceähnliche Zustände aus. Die mangelnden Überraschungsmomente macht die Band durch ihr zielsicheres Gespür für hypnotisches Songwriting mehr als wett. Die sich windenden Keyboards von "It's just a ride" bohren sich unmittelbar in die Gehörgänge, und die sägenden Gitarrenakkorde von "Bullshit detector" breiten sich langsam über alle Wahrnehmungsebenen aus.
Dass die Platte nach hinten raus offener, ausgebreiteter und beständig sumpfiger wird, stört überhaupt nicht. Im Gegenteil, die fiepend-fuzzigen Soli legen sich Schicht für Schicht übereinander, zwischendurch wirft die Band einige hippieske Lagerfeuermomente ein, und spätestens ab "Love like a flower" zählt der Song mindestens so viel wie der Zustand. Gut, dass man dafür heutzutage nicht mehr auf bewusstseinserweiternde Mittel angewiesen ist, sondern einfach den Computer an den 80-Zoll-Flachbildfernseher anschließen und sich berieseln lassen kann.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Down to the bottom
- Bullshit detector
- Love like a flower
Tracklist
- Down to the bottom
- Waiting for the war
- Dandelion
- It's just a ride
- Bullshit detector
- Nothing is real
- Love like a flower
- Third eye surgery
- Honalee
Referenzen