Anathema - Weather systems

Kscope / Edel
VÖ: 20.04.2012
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Unter Hochdruck

Manchmal ist das Musikgeschäft eben doch fair. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Anathema am Ende. Plötzlich machte das alte Label die Türen zu, und die Liverpooler standen für sieben magere Jahre ohne Plattenvertrag da - das sichere Aus. Sollte man meinen. Denn ein Album und zwei Compilations später starteten die Familien Cavanagh und Douglas - nicht zuletzt Dank einer gemeinsamen Tour mit Porcupine Tree und Produzentenhilfe von Steven Wilson - stärker durch als vor dem großen Knall.

Ein Konzeptalbum soll es also heuer sein, das Wetter als Metapher für das Wechselhafte im Leben. Schwere Kost, so das Urteil im Vorfeld, perfekt für Kopf- statt Bauchmusik. Dann aber klingt "Untouchable part 1" zunächst so offen, so leichtfüßig wie selten - und endet doch bittersüß, um im tieftraurigen zweiten Teil zu kulminieren, in dem Vincent Cavanagh und die immer stärker involvierte Lee Douglas in einem brillanten Duett ohne jeglichen Kitsch den Verlust der Liebe des Lebens betrauern.

Ein nahezu perfektes Meisterwerk hingegen liefern die Briten mit "The storm before the calm". Alleine die erste Hälfte beeindruckt durch den Mut, sich einer hypnotisch-monotonen Dark-Wave-Eruption hinzugeben, doch die leisen Gitarrenklänge Danny Cavanghs nach einem fast brutalen Schnitt im Mittelteil nur als "wunderschön" zu beschreiben, ist schon fast eine Beleidigung. Wer sich nach diesem Song, insbesondere live, keine Träne verstohlen beiseite wischt, muss schon ein formvollendeter Zyniker sein.

Selten haben Anathema so berührt wie mit dieser Platte. Möglicherweise benötigt es den ein oder anderen Durchlauf mehr als noch bei "We're here because we're here", aber früher oder später trifft den Hörer die volle emotionale Wucht. Die brillant-traurigen "The lost child" und "Internal landscapes", letzteres beinhaltet einen Ausschnitt aus einem Interview über eine Nahtoderfahrung, tun ihr übriges dazu. Aufrüttelnd, bewegend - die Liverpooler sind wahrhaft auf dem Zenit ihrer Fähigkeiten. Um im Bild zu bleiben: 37 Grad, das Herz pocht und die Sonne scheint Anathema aus dem Allerwertesten.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Untouchable part 1
  • The gathering of the clouds
  • The storm before the calm
  • The lost child

Tracklist

  1. Untouchable part 1
  2. Untouchable part 2
  3. The gathering of the clouds
  4. Lightning song
  5. Sunlight
  6. The storm before the calm
  7. The beginning and the end
  8. The lost child
  9. Internal landscapes
Gesamtspielzeit: 55:45 min

Im Forum kommentieren

Akula

2012-05-26 14:29:22

@Cpt. Metal

Gut, das ich kein Englisch verstehe...

Wer Danny und Vincent einigermaßen kennt, weiß doch schon lange um deren Kitsch. Dennoch Kitsch von sehr guten und intelligenten Musikern, die zudem super sympathisch sind. Ich empfinde die Texte jedenfalls noch immer als weit über dem Durchschnitt, was sonst so in der Szene läuft.

h1ghfiv3

2012-05-09 01:55:30

MEINE SUBJEKTIVITÄT!!!!!!111EINSELF

h1ghfiv3

2012-05-09 01:37:41

"We're here because we're here" und "Weather Systems" laufen grad in Dauerrotation bei mir. Gottseidank ist mir eine gewisse Affinität für gut gemachten Kitsch geblieben im Gegensatz zu einigen unterrammelten Zynikern hier. Herausragende Gesangsmelodien, tolle Arrangements, allein schon aus rein kompositorischer Sicht hebt sich das meilenweit von jeglichem 0815-Kuschelrock ab. Wer das nicht erkennen will, soll bitte wieder zurück zu seinem ultrabrutalem Zerhackermetal.

Me

2012-05-02 12:56:32

Einfach nur wunderschön, dieses Album. Ich beneide niemanden, der das nicht in einem gewissen Maße genießen kann.

badpit

2012-05-02 10:48:24

endlich mal ein anathema album, was mir richtig gut gefällt!! 8,5/10

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