Dean Blunt & Inga Copeland - Black is beautiful

Hyperdub / Cargo
VÖ: 20.04.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

In der Zeitschleuse

Die Popkritik und Hype Williams – welch Amour Fou! Dean Blunt und Inga Copeland bedienen das aufgespritzte Genre-Vokabular so schön, dass es für jeden sprachverliebten Rezensenten eine Freude ist. Unter dem fast schon mystischen Dach Hypnagogie versammeln sich Neunziger-Hip-Hop- und R&B, Lo-Fi-Psychedelica, Triphop, Dubstep und Versatzstücke der eigens gewählten Achse London-Berlin. Das Ganze mehrfach durch den DAT-Rekorder gejagt, mit Halleffekten versetzt, den Track-Kladden Titelnamen verwehrt und das Ergebnis ja nicht finalisiert: Fertig ist der Output, welcher wie dafür gemacht zu sein scheint, Transitzonen zu beschallen auf dem Weg von A nach B.

Da der Artist-Name Hype Williams aber fürs Erste auf die Ersatzbank muss, geht es 2012 "puristisch" unter Dean Blunt & Inga Copeland weiter, ohne Hyperdub dabei untreu zu werden. Sowieso führen Blunt und Copeland den eingeschlagenen Weg auf "Black is beautiful" selbstbewusst fort: Ambitionierte Zweit-, Dritt- und Viertverwertung angestaubten Liedguts, Genre-Jeopardy, deflationärer Einsatz von Namenstaufen und gute Geschichten, die sich insbesondere um das vermeintliche Privatleben der beiden Musiker bewegen: Konvertierungen zum Islam, ausgestopfte Waschbären, Waffenläden. "Black is beautiful" jedenfalls hat keinen Schaden davongetragen – zumindest keinen, den man als Schaden im negativen Sinn werten würde. Denn dieses Album ist natürlich völlig bekloppt – unfertig, seltsam, versponnen – und absolut großartig.

Gleich der Opener "(Venice dreamway)" lässt auf einen dubiosen Trip schließen – der Verdacht dessen wird von diabolisch-bärigem Gelächter, welches durch einen simulierten Nadelsprung geloopt und mithilfe eines abgehalfterten Schlagzeugparts ad absurdum gepeitscht wird, bestätigt. Währenddessen fliegt über allem eine entrückte Boards-of-Canada-Synthesizerspur – willkommen im Mastermind dieser bemerkenswerten Paar-Konstellation. Die große Überraschung aber, sie ist bereits in "Track 02" zu entdecken: Tatsächlich haben die beiden den 1979er Soul-Klassiker "Baby" von Donnie & Joe Emerson gecovert. Das klingt im Resultat ziemlich nach psychedelischem Schlafzimmerblick, groovt aber noch immer und zählt definitiv zu den "Black is beautiful"-Highlights.

Generell: Das Hören dieses Albums kann einen leicht in den Wahnsinn treiben, hat man Freude daran, so viele Referenzen wie möglich herauszufiltern. "Track 08" kommt als schwerelose "Treefingers"-Version daher, bei "Track 05" blinkt in den ersten Sekunden John Maus von einem fernen Stern – oder ist es doch etwas ganz anderes? Topfschlagen in Zeiten universeller Abrufbarkeit. "Never look back", heißt es in "Track 09" unentwegt, wenn im Hintergrund die Straßen der Großstadt pulsieren und die Reise fortwährend Richtung Old School geht. Fast schon ein Statement zum aktuellen Zustand, welches sich Blunt und Copeland hier abringen und auch ordentlich nach hinten hätte losgehen können. Auf "Black is beautiful" geschieht dies nicht.

(Carolin Weidner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Track 02
  • Track 09
  • Track 11

Tracklist

  1. (Venice dreamway)
  2. Track 02
  3. Track 03
  4. Track 04
  5. Track 05
  6. Track 06
  7. Track 07
  8. Track 08
  9. Track 09
  10. Track 10
  11. Track 11
  12. Track 12
  13. Track 13
  14. Track 14
  15. Track 15
Gesamtspielzeit: 39:18 min

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