Eskimo Callboy - Bury me in Vegas

Redfield / Al!ve
VÖ: 23.03.2012
Unsere Bewertung: 1/10
1/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

FSK 13

Gute Musik ist Magie, Poesie, Leidenschaft, Gefühlschaos, Sex mit den Ohren - und knisternd wie eine Flasche von die Bier, die so schön hat geprickelt in die Werbung. Die richtige Melodie, der richtige Vers zur richtigen Zeit am richtigen Ort setzt Endorphine frei wie Andreas Brehme im Juli 90', als der Argentiniens nimmersattem Elferfresser Goycochea den entscheidenden Foulelfmeter in die linke Torecke bumste. Ein guter Rhythmus lässt tausend Hände in Eintracht klatschen, ein guter Beat bringt ganze Clubs zum Dampfen wie Waschküchen voller Kochwäsche. Und mit einem guten Song am Morgen ist jeder Tag schon vor Anstoß so gut wie gewonnen. "Bury me in Vegas" hat mit alldem übrigens weniger zu schaffen als eine Filmrissparty mit einem Seniorenheim.

Geboren ist "Bury me in Vegas" irgendwo in der Provinz - oder im Suff. Die Provinz heißt Castrop-Rauxel. Hier, im Ruhrgebiet, im Schlagschatten der geschlossenen Zechen und eingeschlossen zwischen den Ruhrmetropolen drumherum, kommt vieles ein wenig später an. Eskimo Callboy leben dort und haben locker ein paar Jahre Anlauf gebraucht, bis sie einen Trend namens "Trancecore" entdeckt haben. Jetzt sind auch sie dabei. Jubeln stiernackigem Schema-F-Metalcore, der mit seinen klinischen Triggerbeats an sich schon beratungsresistenter als Witts Joachim ist, Fetenhits unter. Setzen alle Hupfdohlen im Einzugsgebiet ihrer Postleitzahl auf die Gästeliste, ziehen Schweißbänder über, lassen die Flasche rundgehen, spritzen den Mädchen die Blusen nass, schnippen Plektrums in ihre Ausschnitte und schalten wie Enter Shikari hyperaktive Kirmestechno-Melodien dazu, zu denen Autoscooter Burnout kriegen würden. Gute zehnmal am Stück geht das so, ohne Gnade und ohne Chance auf Flucht, Einwand oder Widerspruch. Vermutlich würde selbst Hans Sarpei sich bei diesen altbacken unbissigen Songs, die trotzdem schon mal "Transilvanian cunthunger" heißen, eine Wadenzerrung in der Unterhose einfangen. Oder spontan ein Weißer werden.

Natürlich ist "Bury me in Vegas" kein bisschen ernst gemeint - dass es allerdings überhaupt zur allgemeinen Belästigung freigegeben wurde, statt seine Zielgruppe abzustumpfen, die auch Kopfschüsse in "Battlefield 3" und Mario-Barth-Pointen mit "voll fett" kommentiert, ist für alle anderen eine Warnung wert. Und das nicht, weil sie kontrovers oder provokant wäre: Diese Platte ist 2012 nicht nur so flott wie ein Mantawitz in dreißigster Auflage, sie ist zudem feinfühlig gespielt und erbärmlich anzuschauen wie ein Mann mit zwei Gipsarmen und Kreuzbandriss, der versucht, eine Swingerparty in den Griff zu kriegen. Wenn Eskimo Callboy in "Is anyone up" ihren Crossover-GAU autotunen und vocodern lassen, duften selbst Clawfinger-Alben wieder frisch wie die Morgenluft, die Betrunkene atmen, wenn sie aus der Kneipe fallen. Der debile Sound auf "Bury me in vegas" verursacht Magenbeschwerden, Völlegefühl, EHEC und Dünnschiss, ist wahrscheinlich Schuld am Ozonloch, Eurodance, an saurem Regen, am grausamen Sexentzug für männliche Fruchtfliegen und an der ekligen Haut, die auf warmer Milch suppt. Wir hatten uns sogar überlegt, unsere Bewertungsskala extra für "Bury me in Vegas" nach unten zu öffnen - gut eine halbe Million Youtube-Klicks auf eine Verunstaltung von Katy Perrys "California gurls" konnten schließlich noch nie irren. Am angenehmsten ist dieser gespielte Niveau-Limbo in dem Moment der Stille, bevor jemand auf die Idee kommt, die "Play"-Taste zu berühren. Bloß gute Musik wird danach niemand finden.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Bury me in Vegas
  2. The kerosene dance
  3. Internude
  4. Is anyone up
  5. Wonderbra Boulevard
  6. Legendary sleeping assault
  7. Light the skyline
  8. 5$ bitchcore
  9. Transilvanian cunthunger
  10. Muffin purper-gurk
  11. Snow covered polaroids
Gesamtspielzeit: 34:31 min

Im Forum kommentieren

Ka-cke

2013-01-06 14:56:07

Geiles Album!

jysmeht

2013-01-06 14:30:44

tspsps

HV

2012-10-28 07:14:08

vür de bubu ne? :O

machsche am beschte wie mier machsch postesch hier wehrendt bubsch de kackschüsssschel voll bis ann de kachelsch 8)

fandschte mier kommi hilfreisch? sag ma lolz :O

Akim

2012-10-27 09:42:03

Das mit dem Dünnschiss kann ich bestätigen. Nachdem ich "Is Anyone Up" gehört habe spürte ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Zum Glück ist die Kloschüssel meines Vertrauens nur einen Katzensprung entfernt.

qmwdjkfnsnp

2012-07-26 14:55:09

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