The Twilight Sad - No one can ever know
Fat Cat / PIAS / Rough TradeVÖ: 02.03.2012
No future
Ein leerer Blick sagt oft viel. Selten jedoch sagte ein Gesichtsausdruck mehr als der auf dem Cover von The Twilight Sads "No one can ever know". Es geht um Ungewissheit. Es geht um die Ignoranz der anderen. Um die Frustration und innere Leere, die dadurch ausgelöst werden, dass Menschen den desillusionierenden Prozess durchlaufen, den man "Erwachsenwerden" nennt.
Dieses Gefühl ist so intensiv, dass es immer wieder Grundlage für Musik wurde. So musste sich auch die aggressive Euphorie des Punk der eigenen Chancenlosigkeit stellen. Geboren war Postpunk, und es machte keinen Spaß. Das fiel auch The Twilight Sad auf, deren trübe Weltanschauung schon wunderbare Alben wie "Fourteen autumns & fifteen winters" und "Forget the night ahead" beglückte. Statt das hymnische Unbehagen aber weiter mit fragilen Gitarren zu bevölkern, stellten sie für ihr drittes Album ein paar gefühllose Synthesizer auf. Man muss sie nicht bedienen können, um Lärm damit machen zu können. Und das zeigen die Schotten.
Auf "No one can ever know" geht es nicht um Wohlgefühl. Im Gegenteil. In die graue Tristesse hinein platzt "Alphabet" mit dicken Elektronikschwaden. Doch ehe sich Altfans von der übersteuerten Synthetik vergrätzt abwenden, holt James Graham wieder einen dieser hoffnungslosen Trostspender heraus. "So sick to death of the sight of you now / Safe to say I've never wanted you more." Unter der abweisenden Schale wartet eine traumhafte Melodie nur darauf, Dir den Rest des Jahres zu versüßen. So etwas schüttelt Graham mit seinem gewaltig rollenden R selbst dann aus dem Ärmel, wenn die Harmonien drumherum das eigentlich gar nicht zulassen. Und dann nörgelt auch noch eine Zerrgitarre in den Song hinein. Eine perfekte Eröffnung.
Die Stilmittel mögen nicht die neueste Erfindung sein, aber sie klingen in diesen unsauber harmonisierten Songs ganz wunderbar. In "Dead city" wüten Gitarre und Bass sechseinhalb Minuten stur über einem industriellen Beat, und der einzige Moment der Schwäche ist der sanft gesungene Albumtitel. Mit seiner eckigen Groovegrundlage und der verwaschenen Gitarrenmolligkeit empfiehlt sich das großartige "Sick" als Cousin von Radioheads "2+2=5". Wie viel Hall und Reverb die pi mal Daumen harmonisierten Synthesizer gesteckt wurde, verdeutlicht vor allem "Another bed", das die Schnittmenge zwischen Joy Division und den Editors mit dunklem Flackern ausleuchtet. Und "Nil" thront mit kalter Eleganz über einem tragischen Familiendrama. "And we all know whose fault it was." Der Takt schlägt maschinell, doch das Herz schlägt lauter. Mit "No one can ever know" geben The Twilight Sad Postpunk seine Würde wieder. Danke dafür.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Alphabet
- Sick
- Nil
- Don't look at me
Tracklist
- Alphabet
- Dead city
- Sick
- Don't move
- Nil
- Don't look at me
- Not sleeping
- Another bed
- Kill it in the morning
Im Forum kommentieren
Voyage 34
2018-12-14 17:06:33
Traumzeit nehme iich auch mal wieder mit
Old Nobody
2018-12-14 16:09:39
Hörte grade zum ersten Mal Vtr. Geiler Song. Dann im Thread zum neuen Album gelesen, dass dieses Album hier auch sehr synth-lastig ist.
Beim Hören von Dead City hatte ich grade eine ziemliche Dauer-Gänsehaut. Mal in diesen Thread reingeschaut wie es den anderen so geht.Offenbar ähnlich :)
Castorp hat es anno 2012 voll auf den Punkt beschrieben :
"Die Synthies saugen einen hinein in diese Platte, paralysieren einen förmlich. "
"Und dazu diese Eiszapfen-Synthesizer, die auch Platten wie Joy Divisions "Closer" oder The Cures "Disintegration" erst zu dem machten, was sie sind...Klassiker."
Ja,Mann.Einfach ja
Nächstes Jahr beim Traumzeit dabei.Die muss ich auf jeden Fall sehen
Gomes21
2018-05-26 21:38:43
I love this band
MopedTobias (Marvin)
2018-05-26 19:30:01
Alphabet 10/10
Dead City 10/10
Sick 9/10
Don't Move 8/10
Nil 10/10
Don't Look At Me 9/10
Not Sleeping 8/10
Another Bed 10/10
Kill It In The Morning 8/10
Riesiges Album.
filiou
2018-05-26 18:52:05
Alphabet 10/10
Dead City 09/10
Sick 10/10
Don't Move 9/10
Nil 10/10
Don't Look At Me 9/10
Not Sleeping 9/10
Another Bed 8/10
Kill It In The Morning 10/10
(Tell Me When We're Having Fun) 10/10
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