Built To Spill - Live
City Slang / VirginVÖ: 25.04.2000
To live from now on?
Schön wärs! Ausgerechnet von Built to spill, jener verschrobenen Indie-Band aus Idaho steht uns jetzt ein Livealbum ins Haus. Fans, die von einem Konzert der kontaktscheuen Gitarrenvirtuosen persönlich berichten können, kann man, insbesondere auf dem alten Kontinent, an einer Hand abzählen. Zu selten verlassen die Jungs mal Heimat und Studio um sich der Öffentlichkeit zu zeigen, die von ihnen eingentlich nichts weiß, außer das sie in relativ regelmäßigen Abständen äußerst ordentliche Platten machen. Das Material auf diesem Album stellt also etwas ganz besonderes dar. Zusammengeschnitten aus drei Auftritten in New York, Seattle und Denver, mit gerade mal neun Songs aber 71 Minuten Spielzeit, wird wohl jeder der sich für die hohe Kunst des Gitarrenrock interessiert, dem ganzen wohl mehr als ein Ohr leihen.
Built To Spill sind Perfektionisten, jeder Song stotzt vor Improvisation, variiert pausenlos, behält aber immer das Grundthema im Hinterkopf. Dann ufert er wieder, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren, aus und überzeugt, ohne aufdringlich zu werden. Das Zusammenspiel der Musiker ist vom feinsten, alle Instrumente haben ihren Raum, spielen aber trotzdem miteinander. Die Gitarrenwände gehen perfekt ineinander über, fesseln den Hörer und tragen ihn weit weg von dieser Welt. Dazu schwebt über allem die Stimme von Doug Martsch, die sich hypnotisch in den Gehörgängen festsetzt und einen einfach auf einen faszinierenden Trip mitreißt.
Livealben haben sicher immer einen Nachteil: sie werden live aufgenommen! Fehler sind nicht korrigierbar, Studioeffekte können nicht eingesetzt werden, etliche Nebeneräusche können die Aufnahme stören. Andererseits soll ja gerade die Atmosphäre eingefangen werden und beim Einsatz nachträglicher Overdubs ging diese schon all zu oft vor die Hunde. Alles in allem ist so ein Album also ein schmaler Grad für jeden Musiker, doch auch hier zeigen sich die Profis. Alles klingt gewollt und durchdacht, trotzdem bleibt Raum für Improvisation. Die Aufnahme ist glasklar, trotzdem unbestritten live, aber besser als jedes Bootleg. Es gibt keinen Soundmatsch und jedes Instrument ist klar zu unterscheiden. Selbst die 20-minütige Fassung von Neil Youngs Klassiker "Cortez the killer" wird nie ermüdend, sondern bleibt spannend.
Sicher sind Built To Spill und ihre Musik mehr als eigenwillig, aber dieser gelungene Rückblick gehört sicher in die Plattensammlung eines jeden, der vorgibt, sich ernsthaft mit gitarrenorientierter Musik der 90er Jahre zu beschäftigen. Wollen wir nur hoffen, daß die Band uns irgendwann mal die Chance gibt, in den wahrhaftigen Genuß eines solchen Live-Erlebnisses zu kommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The plan
- Cortez the killer
- Broken chairs
Tracklist
- The plan
- Randy described eternity
- Stop the show
- Virgina reel around the fountain
- Cortez the killer
- Car
- Singing sores make perfect swords
- I would hurt a fly
- Broken chairs
Referenzen
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