Andrew Bird - Break it yourself

Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 02.03.2012
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Haftpflichtverunsicherung

Typisch Künstler! Sie sind so damit beschäftigt, kunstvolle Kunst zu machen, dass sie völlig vergessen, dass da ja möglicherweise auch noch ein Publikum sein könnte, das Interesse an dieser Kunst haben könnte. Der Künstler an sich will aber nicht sein Publikum begeistern, sondern eher die Konkurrenz neidisch machen. Die soll sich fragen, wie zum Teufel so große Kunst überhaupt geschaffen werden kann und dann ehrfurchtsvoll im Staub versinken.

Gut, dass Andrew Bird diese Phase anstandslos hinter sich gebracht hat. "Noble beast" geriet trotz Birds bekannter Verkopftheit erstaunlich baucharm. Ein Album des multifunktionellen Musikers aus Chicago ging als Enttäuschung durch. Zum ersten Mal. Doch jetzt hat er einfach mal ein Popalbum gemacht. "Break it yourself" macht viele schöne Klischees kaputt. Selbst ist der Geigenmann.

Das fängt schon mit der offensichtlich tränendrüsigen Eröffnung "Desperation breeds" an, die mit einem Durchatmen alle Offensichtlichkeiten abstreift und gebannt von der eigenen Schönheit Sanftmut entwickelt und Hoffnung ausstrahlt. Zupfgeige und Perlgitarre belauern einander und fallen sich entschlossen für - na, dann eben doch - kunstvolle Zwischenspiele in die Arme. Und wenn Bird "We keep breeding desperation" singt, entwickelt das sogar noch einen vertrackten Groove. Von der Stirne heiß, und so. Ähnlich großartig, aber doch völlig anders ist "Near death experience experience". Was zunächst wirkt wie ein unter hohem Hanfeinfluss stehender Cousin von Fastballs "The way", entwickelt sich zu einem famos unterambitionierten Ohrwurm, der allen Störgeräuschen noch ein wenig Wohlklang abtrotzt.

Man könnte es für erstaunlich halten, wie zugänglich "Break it yourself" klingt. Dabei finden hier zu voluminöser Saitenbeherrschung auch noch exzessives Crooning und andere Taschenspielertricks statt. Zwischen Instrumentalminiaturen wie dem Reggaefragment "Polynation" (Achtung, Wortspiel!) lauern diverse instrumentale Untiefen. In all dem Hall und Reverb lauert jede Menge Pfiff: "Lusitania" pfeift sich Annie Clark von St. Vincent herbei, und "Lazy projector" lehnt sich entspannt zurück. "Give it away" macht putzige Melodiegeschenke, und "Danse caribe" dreht sich im Walzertakt. "Fatal shore" bindet sich dann doch noch mal den alten Rumpelfolk ans Bein. Und mittendrin fegt das großartige "Eyeoneye" mit dem Schrubber über die Bühne, um die unschönen Reste der Paarung von Arcade Fire und den Fleet Foxes zu beseitigen. "You could use some help." Eben. Andrew Bird macht ganz, was Dich kaputt macht.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Desperation breeds
  • Eyeoneye
  • Lazy projector
  • Near death experience experience

Tracklist

  1. Desperation breeds
  2. Polynation
  3. Danse Caribe
  4. Give it away
  5. Eyeoneye
  6. Lazy projector
  7. Near death experience experience
  8. Things behind the barn
  9. Lusitania
  10. Orpheo looks back
  11. Sifters
  12. Fatal shore
  13. Hole in the ocean floor
  14. Belles
Gesamtspielzeit: 60:14 min

Im Forum kommentieren

koe

2012-06-07 15:32:13

Zuendet bei mir auch nicht wirklich. Mysterious Production of Eggs ist bis jetzt auch noch mein liebstes Album, und live, ja, kann man ihn schon empfehlen^^

edgar

2012-06-07 12:20:58

wie gerne würde ich den vogel mal live sehen!

http://www.youtube.com/watch?v=1HOw4ZtT52w&list=UU3I2GFN_F8WudD_2jUZbojA&index=10&feature=plcp

Peter Pan

2012-03-27 18:17:52

Grossartiges Album. Kommt leider noch nicht ganz an sein Meisterwerk "The Mysterious Production of Eggs" heran, jedoch würde dem Album dennoch eine 8/10 geben.

captain kidd

2012-03-27 09:03:38

zündet bei mir nicht so. letztes mit loney, dear fand ich besser. aber auch nicht gut.

The Triumph of Our Tired Eyes

2012-03-27 08:54:08

Wunderbares Album.

Bei der Auftouren-Rezension merke ich jedoch mal wieder warum ich eigentlich so gut wie fast keine deutschen Plattenkritiken mehr lese. Einer von vier Absätzen widmet sich der Musik auf dem Album. Der Rest ist entweder langweiliges Einleitungsgeschreibsel (Sufjan Stevens Vergleiche) oder Allgemeines/Vergangenes über den Künstler an sich (Pfeifen, Noble Beast Vergleich). Nach diesen grob 5 Sätzen die sich dann endlich mit der Musik auf DIESEM Album auseinandersetzen, bin ich beinahe gleich schlau wie vorhin und damit schiesst man am Ziel einer Plattenkritik, meiner Meinung nach, vorbei.

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