Rocky Votolato - Television of saints
Defiance / CargoVÖ: 16.03.2012
Ein leichter Job
Die Aufnahmen zu "Television of saints" waren bestimmt der leichteste Job der Welt: Monate im Voraus verplant wie das Wochenend-Programm der Öffentlich-Rechtlichen und so pflegeleicht, dass wahrscheinlich selbst ein Musikbanause der Platte nichts hätte antun können, was ihr einen schlechten Ton entlockt hätte. Vor allem für David-Bazan-Intimus und Abmischer Casey Foubert. Der Grund: Rocky Votolato. Rocky Votolato und seine verdammten Folk-Lieder, die er scheinbar so mühelos und ausgehfein aus dem Gitarren-Kasten greift, als stammten sie aus einer Endlospackung Instant-Songs, die jemand bloß noch mit einer Schnabeltasse warmem Wasser aufbrühen müsste.
Zehn Stück davon sind es "Television of saints" geworden. Im knappen Dutzend aus dem Hemdsärmel geschüttelte Weisheiten und Seelenpflaster, die Rocky Votolato alle nicht erst mit großem Tamtam ankündigen muss, bis sie zu Potte kommen. Kaum dreißig Sekunden vergehen wie in Votolatos "Ghost song", da hat er seine Mitmusiker durch die Strophe getrieben, seine Akustikgitarre warmgezupft und Hörer dort gekitzelt, wo es sie am meisten berührt. Dann setzt er auch schon zum großen Chorus voller kleiner Melodien an, in dem seine fühlige Stimme Geschichten aus dem Leben, vom Auf-die-Schnauze-Fallen und Wieder-Aufstehen singt. Und dagegen protestiert, abzustumpfen. Es ist kein Weltwunder, dass Rocky Votolato via Kickstarter über 30.000 Dollar zusammenbekam, um diese Platte selbst zu finanzieren. Über 30.000 Dollar, die alle von Fans stammen.
So viel Gefühl Votolato selbst ins Blasen seiner Mundharmonika legt: Nichts davon ist annähernd so peinlich berührend wie manch Einspieler zur nächsten Pilcher-Verfilmung auf Romance TV. Was nicht bloß daran liegt, dass man selbst bei tiefenreduzierten Picking-Kammerspielen wie "Sparks" oder "Writing fiction" nie an zu Schlagerschmonz geschwenkte Feuerzeuge denken muss. Sondern auch an den feinfühligen Gitarren-Arrangements, die Votolato hat unter anderem seine Brüder Cody (The Blood Brothers) und Sonny (Slender Means) spielen ließ. Für den Mischer, der zuletzt nochmal drüber bügeln musste, nein bügeln sollte, war "Television of saints" vielleicht ein überaus angenehmer Routinejob: wenig zu tun. Für Rocky Votolato hingegen eine Herzenssache. Für seine Fans sowieso.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ghost writer
- Sparks
Tracklist
- Little spring
- Ghost writer
- Fool's gold
- Above the water
- Sunlight
- Television of saints
- Start over
- Sparks
- Writing fiction
- Crooked arrows
Referenzen
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