Rose Hill Drive - Americana

The Organisation / Soulfood
VÖ: 09.03.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nach dem Ermüdungsbecken

Wenn eine noch recht junge Band knappe vier Jahre für ihr drittes Album braucht, ist meistens was im Busch. Im Fall von Rose Hill Drive war das zum einen eine eineinhalbjährige Auszeit und zum anderen ein Besetzungswechsel. Der tieferliegende Grund: Die Band war nach der Veröffentlichung von "Moon is the new Earth" ausgebrannt, ziellos, unzufrieden. "Es hat keinen Spaß mehr gemacht und sich nicht mehr richtig angefühlt", sagt Schlagzeuger Nate Barnes. Viele Bands ziehen an so einem Punkt den Stecker und zertrümmern den Proberaum bei einem letzten Besäufnis. Rose Hill Drive haben einfach Pause gemacht.

"Americana" ist aber keine Reunion und kein Comeback. So alt und eitel ist die Band dann doch nicht. Ihre dritte Platte ist schlicht das Ergebnis des geduldigen Wartens auf den richtigen Zeitpunkt. Den Retrorock hat die Band nicht abgelegt, aber zusammen mit dem neuen Bassisten Jimmy Stofer schauen Rose Hill Drive öfter mal über den Tellerrand auf die direkte Nachbarschaft. Die neuen Möglichkeiten als Quartett nutzt die Band, um sich ein wenig vom allzu starren 70er-Sound zu lösen. "Americana" ist allerdings nicht sehr Americana, sondern eher Blues, Noise und Garage - alles in kleinen Dosen, aber deutlich hörbar.

Der Titeltrack startet mit kratzigen LoFi-Gitarren, stampfenden Drums und geht nach einer Minute in einen angenehm sperrigen wie kurzen Refrain über. Statt einer psychedelischen Bridge kreischt die Gitarre ein kaputtes Solo, und am Ende fühlt man so ein leichtes Stechen im Ohr. Das wunderbar perkussive "Telepathic" legt gleich im Anschluss in Sachen Eigenartigkeit noch einen drauf, wenn sich die Instrumente in der Mitte zu einem fast fabrikhaften Maschinenlärm vereinen und sich dann in ihre Einzelteile zerlegen.

Zwischendurch blitzt immer mal wieder ihre nach wie vor vorhandene Liebe zu den 1970er Jahren auf. Mit dem von Hammond-Orgel und fiepender Wah-Wah-Gitarre getragenen "Pictures of you" haben Rose Hill Drive einen schleppenden Blues im Gepäck und "Your mother's jam" verneigt sich mit seiner Unvorhersehbarkeit vor den Jam-Rock-Bands des großen Vorbild-Jahrzehnts. Schade ist nur, dass die Band sich nicht noch einmal öfter getraut hat, ein Song gewordenes Labyrinth wie das abschließende "Birthdays and breakups" auf die Platte zu packen, der in knapp neun Minuten all das vereint, was "Americana" schon vorher richtig macht. Dennoch ist dieses Album weder ein Resümee noch ein Neuanfang. Sondern schlicht und einfach voll mit guter Musik.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Americana
  • Telepathic
  • Birthdays and breakups

Tracklist

  1. Americana
  2. Telepathic
  3. Baby doncha know your man?
  4. Pictures of you
  5. Speed dial
  6. Psychoanalyst
  7. Your mother's jam
  8. Bird against the glass
  9. Birthdays and breakups
Gesamtspielzeit: 39:54 min

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