The Jezabels - Prisoner
PIAS / Rough TradeVÖ: 02.03.2012
Schweres Geschütz
Der erste Song wirkt wie ein Schock und fast schon lähmende Überdosis: "Prisoner" ist übereifrig und düster-pathetisch. Amerikanische Vampir-Geschichten fallen einem da ein, aber auch The National und Florence & The Machine. Nach knappen drei Minuten schwankt das Debüt-Album des australischen Quartetts The Jezabels bereits beträchtlich, und wie dieser überladene Gütertransport dauerhaft seine Spur halten soll, das kann man sich nach diesen sackschweren, dramatischen, ungeheuerlichen ersten Minuten beim besten Willen nicht vorstellen. Doch ist es der Charme und die Chuzpe der Band, die einem schon bald einen Strich durch die wohlig eingerichtete Ablehnungshaltung machen.
Der Werdegang dieser Band ist ein kleines Phänomen, wenn auch in diesen Netzwerk-Zeiten nicht überraschend: Drei EPs veröffentlicht, ohne Label, ohne Promo-Agentur, aber mit hübscher und stimmgewaltiger Frontfrau. Australien wurde im Sturmlauf genommen und nun schickt sich Europa an, den Australiern Gehör zu schenken. Und bei diesen wohlfeilen und gefälligen Songs ist der Weg sicherlich kein steiniger. Die Band spielt mit romantischen Motiven: Todessehnsucht, Liebe, Naturalismus. Es sind die Themen der Schmerzensmänner, die mit ein bisschen Kajal und Fleetwood Mac einigermaßen zeitlos und einigermaßen fett produziert zu einem strammen Debüt-Album gebündelt wurden.
Nun ist es aber so, dass sich jeder dieser dreizehn Songs ungefähr dort bewegt, wo man geradeso noch nicht das Gesicht wegen Schnulz und Schmalz verzieht. Zum Beispiel bei "Nobody nowhere", so ca. eine Minute zehn. Da richtet sich Hayley Mary auf und erklimmt mit ihrer erstaunlichen Stimme ungeahnte Höhen. "Evanescence" schreit man da zornig in sich hinein, doch verpackt die Band diesen schrillen Moment in eine derartig abseitige Leichtigkeit, dass es fast ein satirischer Moment sein könnte. Langsam lichtet sich der Nebel und man versteht diese Band, für die Pathos eben ein angenehmes Betriebsklima ist. Dass Kate Bush allerorten als Referenz bemüht wird, das kann man zumindest nachvollziehen.
Richtig gut wird "Prisoner" zum Ende des Albums. Wenn in "Catch me" die U2-Gitarren ausgepackt werden und das Schlagzeug marschiert, dann möchte man barfuß im Sonnenuntergang auf einer Sommerwiese tanzen. Zwar überstrahlt die imposante Größe des Albums die vielen Details, die kleinen Feinheiten, die die Band in ihre Songs eingestreut hat. Doch schließt man spätestens dann seinen Frieden mit The Jezabels, wenn Hayley Mary in "Peace of mind" singt: "There's no need to complicate a simple phrase." Für viele Menschen ist "Rumours" ja auch das beste Album von Fleetwood Mac.
Highlights & Tracklist
Highlights
- City girl
- Deep wide ocean
- Catch me
Tracklist
- Prisoner
- Endless summer
- Long highway
- Trycolour
- Rosebud
- City girl
- Nobody nowhere
- Horsehead
- Austerlitz
- Deep wide ocean
- Peace of mind
- Reprise
- Catch me
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Dan
2013-10-19 10:39:20
"Prisoner" mochte ich eigentlich ganz gern und hab ich im Auto relativ oft gehört... Freu mich, wenn da mehr kommt.
Unterlegt RTL nicht was mit der neuen Single, Werbung od so?
-
2013-10-18 21:32:12
https://soundcloud.com/thejezabels/the-end
Neue Single, Album Anfang 2014
Ben
2013-05-19 04:57:27
Ist ganz schön still geworden hier. Ich war letztes Jahr auf dem Frankfurt Konzert und hat mich schon gewundert, dass sie selbst einige ihrer Songs "vergaßen."
Großartiges Konzert, aber ich finde keine Hinweise, dass es weitergeht.
The Triumph of Our Tired Eyes
2012-04-25 14:17:53
Weil mich Udo im Of Monsters and Men Thread gerade wieder auf die Band hier gebracht hat: Unbedingt auch die drei älteren Eps hören, wenn man bislang nur das Album kennt. Unglaublich tolle Lieder sind da drauf.
The Triumph of Our Tired Eyes
2012-03-29 14:44:14
Auf Platte wieder in dieses Album verliebt. Das Schlussviertel angefangen mit Deep Wide Ocean ist einfach nur grandios.
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