Gary - Hey turtle, stop running
Siluh / Al!veVÖ: 09.03.2012
Bitte erinnern Sie jetzt!
Woher nehmen Stadlober, Engler und Noventa bloß die Zeit, um zwischendurch, so scheint's, ein solch schönes, sommerliches Gitarrenpop-Album aufzunehmen? Robert Stadlober, bekannt: vielbeschäftigter Kino-, TV- und Theaterschauspieler, Synchronisator undundund. Rasmus Engler: umtriebiger Musiker, neben Gary unter anderem auch Mitglied bei Herrenmagazin und Das Bierbeben, dazu noch Autor. Nur Astrid Noventas Vita liegt etwas im Dunkleren. Neben diesen ganzen Erst-, Zweit-, und Drittjobs gehen die Herren und die Dame zwischendurch auch noch auf Tour. Das klingt also nach sehr, sehr viel Arbeit. Aber wenn man Garys drittem Longplayer "Hey turtle, stop running" Glauben darf, dann auch nach einer ganzen Menge Spaß. Anders wäre dieses Programm wohl auch nicht zu bewältigen.
Viel getan hat sich indes nicht, denn wie gehabt spielen Gary Neunziger-Indiepop, der sich immer noch sehr an den etwas verschrobeneren Lemonheads orientiert. Auch Pavements Geist schwirrt durch die Luft, den die Band in "You, Lou and Stephen ca. 1995" gleich mal besingt. Wir erinnern uns: Bereits auf dem Vorgänger "One last hurrah for the lost beards of Pompeji" besannen sich Gary auf die schönen Jahre der Jugend und nahmen sich thematisch in "John Peel and the dragon of steel" einem großen Namen der 90s-Indie-Szene an. Und hier befinden wir uns beim Kern der charmanten Masche dieser Band: Die schönen Melodien und Texte schmeicheln sich um die Refrains, die sich nie wirklich in den Vordergrund drängen, der Sound ist niemals zu schrubbelig, aber auch nie zu beliebig. Gary sind also erneut angetreten, um das, was wir der Band unterstellen, gar vorwerfen, auch tatsächlich zu liefern. Hier gibt es kein Verschleiern: Die Drei wurden zur großen Zeit der amerikanischen Indie-Pops musikalisch sozialisiert. Punkt.
Etwas problematisch wird dieses sommerliche Tänzchen nur auf Albumlänge. Jeder Song für sich genommen ist eine kleine, etwas verträumte Ode an die Sturm-und-Drang-Zeit. Bei knapp über einer halben Stunde Spielzeit ist aber trotzdem relativ schnell die Luft raus. Es ist die bereits erwähnte, leider ewig gleiche Masche, die zwar nett, aber auf Dauer zum kleinen Stolperstein für "Hey turtle, stop running" wird. Irgendwie klingt jeder Song doch irgendwie sehr ähnlich, gerade weil sich kaum Passagen nach vorne drängeln möchten. Fluch und Segen zugleich. Gary machen das Beste auch diesem Malus und hauen ohne viel Bohei ein kleines, knuffiges Album für die warmen Monate raus. Ist ja auch bald wieder so weit: Festivals, grillen, Bier, Nacktbaden und dazu Gary hören. Passt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Epitaph
- Bill Ayers torn pamphlet for the children of the revolution
- You, Lou and Stephen ca. 1995
Tracklist
- Little ghosts
- Epitaph
- Mazunte
- Bill Ayers torn pamphlet for the children of the revolution
- Twisted beds
- Are you my pilot?
- Love is love
- Hell teema
- Four letter words
- You, Lou and Stephen ca. 1995
- Comets raining, low air pressure
Referenzen