Caligola - Back to Earth

We Love Music / Universal
VÖ: 02.03.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Bienentanz

Caligola ist keine Band. Und Björn Dixgård und Gustaf Norén, die beiden Sänger von Mando Diao, sind zwar die berühmtesten Mitglieder, aber keineswegs die Köpfe dieser Gruppe. Caligola ist ein schwedisches Künstlerkollektiv, dem Musiker und DJs ebenso angehören wie bildende Künstler oder Mode- und Filmschaffende. Hier gibt es keine Hierarchien und keine Regeln. "Du hast vielleicht einen DJ, und dann hast du einen Trompeter, der zum DJ-Set spielt. Dazu stellt ein Künstler seine Bilder aus, und dann sind da vielleicht ein paar Tänzer in einer Ecke. Wie nennt man so ein Event? Jedenfalls ist es typisch für Caligola.", so resümierte Norén kürzlich den Ansatz des Kollektivs.

Die Musik ist also nur eine von vielen Ausdrucksformen, die das Netzwerk hervorbringt. Und das gibt es schon seit den siebziger Jahren. Dixgård und Norén sind 2008 eingetreten und schlugen vor, gemeinsam mit den Brüdern Salla und Masse Salazar, die auf "Back to Earth" für die Beats verantwortlich sind und auch das Mando-Diao-Album "Give me fire" produziert haben, ein Musikprojekt zu starten. Doch dieser Vorschlag musste erst abgesegnet werden. Von Violetta, der mysteriösen "Bienenkönigin" von Caligola. Ihr gefiel die Idee, die Botschaft des Kollektivs auf Tour über die Musik zu verbreiten, und so hat sie auch einen Song gewidmet bekommen, der von einer ihrer Theorien handelt: Wie die Bienen kommunizieren Caligola nicht über Worte, sondern über Tanz und Musik.

Generell spielen Namen und Gesichter bei Caligola eine untergeordnete Rolle. Auf die Kunst kommt es an. Im Video zu "Sting of battle" etwa, das als erster Vorbote im Dezember 2011 erschien, sind hauptsächlich Männer in Kutten zu sehen. Wer eine Inszenierung der Mando-Diao-Stars erwartet hatte, wurde enttäuscht. Caligola sollte nicht so personenbezogen werden wie Mando Diao, wo sich öffentlich alles über die Sänger definiert, die im Rampenlicht stehen. Das Ziel der Kutten ist es, Gleichheit innerhalb des Kollektivs zu symbolisieren. Auch sonst wurde nirgendwo mit bekannten Namen geworben, obwohl Dixgård und Norén nicht die einzigen alten Hasen auf "Back to Earth" sind. Oskar Bonde etwa, der normalerweise für Johnossi trommelt, hat auch hier die Sticks geschwungen.

Nicht nur ideologisch, auch musikalisch hat Caligola wenig mit Mando Diao zu tun. Wenn im Opener "Back 2 Earth" der Reggaekünstler Nutty Silver in bester Dancehall-Manier mit ordentlich Delay seine Zeilen ins Mikro toastet, erwartet man eigentlich, im Folgenden ganze Songs dieses Genres serviert zu bekommen. Aber die jamaikanische Musiktradition ist nur ein Einfluss unter vielen, die Caligola auf "Back to Earth" miteinander verschmelzen. Rock und Soul, Hiphop-Drums und Bläser, Dancebeats und Jazz, all das verbindet sich zu einem Sound, der von Schubladenliebhabern Neo-Crossover genannt werden könnte. Bunt wird es in jedem Fall.

"Down by the riverside", der erste Song nach dem Intro, hat abgesehen vom Titel nicht viel mit dem gleichnamigen Spiritual zu tun. Der Gospelchor im Refrain zeigt aber deutlich die gewollten Parallelen zur afro-amerikanischen Musik des Christentums. Die darauf folgende Single "Forgive forget" ist gesanglich eine typische Mando-Diao-Rockröhrennummer. Die Beats kommen zwar aus einer ganz anderen Ecke, passen aber erstaunlich gut zu den Stimmen von Dixgård und Norén. Mit "Morning light" wandeln Caligola fröhlich in den Fußstapfen ihrer Landsleute Abba, während "Sad girl" ernstere Töne anschlägt. Und eine flotte 4-to-the-floor-Kopfnicknummer darf auch nicht fehlen, den Part übernimmt "My sister rising".

Caligola wollen die dunklen Ecken ausleuchten und versuchen das mit möglichst vielen verschiedenen Lichtfarben. Manche davon sehen gut aus, andere weniger. Im Großen und Ganzen macht "Back to Earth" aber Spaß, weil es sich so ziemlich alles traut, was Mando Diao noch nicht gewagt haben. Und weil es sich keine Grenzen setzt. Nebenprojekte dienen dazu, sich auszuprobieren, was Caligola hier in aller Ausführlichkeit getan haben. Ob das mysteriöse Netzwerk eine musikalische Zukunft hat, steht genau so wenig fest wie die Richtung, in die diese Zukunft gehen könnte. Alles sehr geheimnisvoll. Und wenn die ganze Geschichte nur ein riesiger PR-Gag ist? Dann ist es definitiv ein ziemlich cooler.

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Down by the riverside
  • Forgive forget
  • Violettas dance (If you want my love)
  • Sting of battle

Tracklist

  1. Back 2 Earth
  2. Down by the riverside
  3. Forgive forget
  4. Fire burns out a weak heart
  5. Violettas dance (If you want my love)
  6. Sting of battle
  7. Morning light
  8. Raise your head
  9. My sister rising
  10. Capo
  11. Sad girl
  12. Ride the night away
  13. Mr Morris (Bonus track)
  14. Angel ice
  15. Hapokalypse
Gesamtspielzeit: 49:16 min

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