Katie Melua - Secret symphony

Dramatico / Rough Trade
VÖ: 02.03.2012
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wohin Geste?

Es ist ein Schritt zurück für Katie Melua. Mit dem letzten Album "The house" griff die gebürtige Georgierin mit dem Produzenten William Orbit nach den Sternen, fiel aber tief, weil im Grunde gar kein Fortschritt zu beobachten war. Die gesteckten Ziele waren hoch, der Output dafür zu gewohnt friedlich. Nun geht es also zurück zu ihrem Hausproduzenten und Entdecker Mike Batt, der mit Melua die Idee entwickelte, etwas Abstand zu nehmen von ihrer bisherigen Fahrstuhlmusik und stattdessen etwas größer aufzufahren. Nicht aggressiver wohlgemerkt, nur epischer. Was wird dafür benötigt? Ein Orchester, klar. Und die dazugehörigen, ebenso groß angelegten Songs und Kompositionen. Leider geht die Rechnung nicht ganz auf, denn die oftmals eh schon zu süßlichen Stücke, darunter einige Coverversionen, werden durch das große Aufgebot nicht eben weniger zuckrig.

Am Opener ist gut zu hören, warum Melua und Batt nicht mit Kanonen auf Spatzen hätten schießen sollen. Ron Sexmiths Original von "Gold in them hills" verströmt ja schon einen leicht süßlichen Duft. Durch die Orchestrierung wird der recht schöne Song plump weiter aufgebläht, bis er Disney-Qualität erreicht. Verändert wurde ansonsten allerdings nicht viel. Eine Handvoll der Stücke auf "Secret symphony" sind benetzt mit diesem Disney-Schmier, der Katie Melua schon immer weniger gut stand, als einfache, ruhigere Balladen oder ganz leicht aufgesexte Jazz-Nümmerchen. Im Laufe der zweiten Hälfte vernachlässigt Melua ihre Orchester-Idee zum Glück einige Male, fährt dafür aber zum Schluss um so mehr auf. Der Titeltrack des Albums hat wieder alles, was der gute alte Walt brauchte, um Pocahontas, Arielle und all die anderen musikalisch ins rechte Licht zu rücken. Die Hälfte der Songs auf dieser Platte wollen einfach zu viel und erreichen damit zu wenig.

Wirklich schön ist "Secret symphony" immer dann, wenn sich die Orchesterbegleitung etwas zurückhält und wie im von Batt geschriebenen "The bit that I don't get" einem Shuffle-Beat und der Akustikgitarre den Vortritt in die Jazzbar lässt. Um dort mit dem anschließenden "Moonshine", im großartigen Original von Fran Healy, komplett an der Bar zu versacken. Auch "Nobody knows you when you're down and out" findet sich im selben Keller wieder und könnte glatt aus der Feder von Norah Jones stammen. Das Stück wurde aber bereits in den frühen 1920ern von Jimmy Cox geschrieben und unterlief bereits unzählige Wandlungen unter anderem durch Janis Joplin oder auch John Lennon. Schön ist es zwar auch in der Interpretation von Katie Melua, aber eben nicht sonderlich einfallsreich. "Secret symphony" steckt in einem ziemlichen Dilemma: Die Eigenkompositionen stinken gegen die Coverversionen ganz schön ab. Die Coverversionen sind aber niemals so stark wie die Originale von Sexsmith, Healy und Konsorten. Oder schwächer als bereits vorhandene Cover. Damit bleibt dieses Orchester-Album für die wieder einmal etwas zu nette Katie Melua nicht mehr als eine gut gemeinte Geste.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Moonshine
  • Nobody knows you when you're down and out

Tracklist

  1. Gold in them hills
  2. Better than a dream
  3. The bit that I don't get
  4. Moonshine
  5. Forgetting all my troubles
  6. All over the world
  7. Nobody knows you when you're down and out
  8. The cry of the lone wolf
  9. Heartstrings
  10. The walls of the world
  11. Secret symphony
Gesamtspielzeit: 37:38 min

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