Pulled Apart By Horses - Tough love
Transgressive / Cooperative / UniversalVÖ: 03.02.2012
Lärmuda-Dreieck
Im Lärmuda-Dreieck zwischen der Turbine eines startenden Jumbo-Jets, einhundert psychotischen Lehrern, die mit ihren Fingernägeln versiffte Schultafeln bearbeiten und des verdammten Rauchmelders, der mitten in der Nacht eine Fehlfunktion hat und um 3:12 Uhr im Nebenzimmer die akustische Hölle auf Erden entfacht, sind Pulled Apart By Horses zu Hause. Wahrscheinlich haben sie Hausnummer 13. Und wahrscheinlich beschweren sich ihre Nachbarn trotz der vorbelasteten Umgebung regelmäßig beim Vermieter wegen Lärmbelästigung. Man kann nur hoffen, dass sich die vier Engländer davon nicht beirren lassen.
Auf ihrem zweiten Album hat die Band nichts von ihrer stürmischen Liebe zum Krach verloren, ihren Sound aber verfeinert. Das Resultat ist ein bisschen weniger Garage und ein bisschen mehr Dave Grohls Garage. "Tough love" klingt druckvoller und durchdachter als das selbstbetitelte Debüt. Aus den hingerotzten Klötzen sind richtige Songs geworden. "V.E.N.O.M." hangelt sich zu Beginn durch fast mathematische Gitarrenlicks und effektive Tempowechsel. Auch die Übergänge zwischen der Erzählton-Strophe und dem fast epischen Gitarrenwand-Refrain in "Wolf hand" zeugen davon, dass Feinmechanik auch mit dem Holzhammer möglich ist.
Zwischendurch halten immer mal wieder drei unkaputtbare Akkorde das Tempo hoch. Insbesondere der knappe Nackenbrecher "Some mothers" und die straighte Uptempo-Hymne "Shake off the curse" zeigen, wo Pulled Apart By Horses herkommen. Unter all den Lagen an verschiedenster Krachmusik versteckt sich oftmals simpler Punkrock. Die Engländer machen daraus allerdings so einiges. In "Epic myth" zeigt sich der punkrockige Ursprung zunächst ganz offen, dann driftet der Song in einen noisigen Stakkato-Blues ab und würfelhustet schließlich das ganze Mittagessen auf den Boden. Die Band spielt mit Genres, nur um sie in regelmäßigen Abständen einfach in Grund und Boden zu schreien.
"Night of the living" borgt sich seine undurchsichtige Struktur und die Kurzschlussgitarren im Mathrock, in "Wildfire, smoke & doom" verstecken sich ein paar gehetzte Hardrock-Riffs und "Give me a reason" ist klassicher Noiserock à la The Jesus Lizard. "Tough love" ist so trotz des immensen Lautstärkepegels eine äußerst variable und abwechslungsreiche Platte geworden, der perfekte Soundtrack, um in den Untergang zu schippern - stilecht in Lärmuda-Shorts.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Epic myth
- Wildfire, smoke & doom
- Degeneration game
Tracklist
- V.E.N.O.M.
- Wolf hand
- Shake off the curse
- Epic myth
- Some monsters
- Night of the living
- Wildfire, smoke & doom
- Bromance ain't dead
- Give me a reason
- Degeneration game
- Everything dipped in gold
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