Porcelain Raft - Strange weekend

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 27.01.2012
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Mehrkomponentenklebstoff

Es gibt Musikrichtungen, die muss man sich kognitiv erarbeiten. Abstrakte Klänge, die jedes Neuron im Körper fordern. Komplexe Rhythmen zu noch komplexeren Harmoniearchitekturen. Überforderung, my ass. Doch das ist zum Glück nur die eine Seite. Und auf der anderen warten irgendwo die einladenden Klänge von Porcelain Raft. Mit weichen Klangwolken, neonfarbener Romantik und im Echo ertrinkenden Beats. Auch wenn die Musik von Porcelain Raft gerne mit Tags wie Dreamgaze und Chillwave beklebt wird, ist und bleibt das verträumter Pop. Mit Diabetikerausweis.

Mauro Remiddi, gebürtiger Römer, hat in seiner englischen Phase schon in Bands wie Three Blind Mice und Sunny Day Sets Fire Erfahrung mit verhuschter Melancholie und schlaftrunkenem Indiepop machen können. Mittlerweile ist Remiddi nach Brooklyn übergesiedelt, und hinter dem großen Teich wartete ein Schlafzimmer mit reichlich elektronischem Gerät. Dass das meinungsbildende Webzine Consequence Of Sound Remiddis dort eingespieltes Debüt als Porcelain Raft zu einem der meisterwarteten Alben des Jahres 2012 erklärt, sollte für große Ambitionen sprechen. Die jedoch wären nichts für die absolut unaufgeregte Musik, die sich auf "Strange weekend" befindet.

Dieser Erstling hat mehr Gemeinsamkeiten mit Bonbonlutschen als mit aufgeregtem Rock'n'Roll. Schon das eröffnende "Drifting in and out" hat mit reichlich Weichspüler gegurgelt. Es klingelt und perlt und wabert, und von irgendwo kommen geisterhafte Mädchenstimmen daher. Diese Mischung aus blubbernden HipHop-Grooves und bittersüßem Gesang könnte einen eigenen Referenzkasten gebrauchen, weil hier Shoegaze, New Romantic, Dream Pop, Madchester Rave, Neofolk, Synthpop, Eurodisco und noch ein Halbdutzend anderer Genres grüßen. Alles fließt ineinander wie Sirup. Doch statt nur im Ohr zu kleben, mogelt sich immer wieder tränendrüsiger Überschwang in die Songs. Das spült die Seele durch.

"Strange weekend" ist nichts für Puristen. Hier wollen so viele Melodien und Effekte gleichzeitig klingen, dass es eigentlich eng im Gehörgang werden müsste. Trotzdem bleiben die Songs transparent, was bei all dem Zuckerguss beinahe schon eine Kunst ist. Also röhrt "Shapeless & gone" wie ein räudiger Britpopper, und der Wumms von "Is it too deep for you?" geht mit massivem Reverb und elektrischem Klimbim in die Tiefe. "Put me to sleep" und "Unless you speak from my heart" laden sich allerlei Gefühl auf die weichen Schultern. Remeddi raunt nach Glück und jauchzt vor Freude über all die Schichten, die er übereinander kleben kann. Pass also lieber auf, bevor Du Dich umarmen lässt. Haftung nicht ausgeschlossen.

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Drifting in and out
  • Is it too deep for you?
  • Unless you speak from your heart
  • The way in

Tracklist

  1. Drifting in and out
  2. Shapeless & gone
  3. Is it too deep for you?
  4. Pet me to sleep
  5. Backwords
  6. Unless you speak from your heart
  7. The end of silence
  8. If you have a wish
  9. Picture
  10. The way in
Gesamtspielzeit: 34:18 min

Im Forum kommentieren

Uwe

2012-03-01 01:21:50

lief heute bei hundm

sdfsdfd

2012-02-10 16:19:18

sdfdsfsdf

HV

2012-02-07 00:19:49

ziemlich langweilig, hat man alles schon einmal irgendwo gehört, ein sehr einfallsloses stück musik.

zado

2012-02-07 00:17:24

geiles album! viel zu wenig beachtung!
sticht meiner meinung sehr heraus aus dem "dreampop"-quark.

David

2012-01-25 17:04:06

Genau, bei sputnikmusic entdeckt. Bin durch den Jezabels Thread auf die Seite aufmerksam geworden. Scheint ne tolle Seite zu sein.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum