Gonjasufi - Mu.Zz.le
Warp / Rough TradeVÖ: 20.01.2012
Pilzwahnsuppe
Man musste kein Pilz-Konsument sein, um sich 2010 von Gonjasufis halluzinogenem Psychedelic-HipHop anstecken zu lassen. Sein Debüt "A Sufi and a killer" war ein wahnwitziger Spagat zwischen allen erdenklichen Stilen und Formen, ein vernebeltes und bewusstseinserhellendes Destillat, welches mit jedem Durchgang mächtiger wurde und den Zuhörer irgendwann betäubte. Dieser erwachte dann gerne freudetrunken in regenbogenfarbenen Landschaften und wusste nicht wie ihm geschah. Jetzt, zwei Jahre später, legt Gonjasufi nach, zwar ohne seinen Kumpel und Helfer The Gaslamp Killer, dafür mit großartigen Pop-Momenten und den gewohnt knisternden Soundexkursionen. Leider hat es nicht zur ausgewachsenen LP gereicht, "Mu.Zz.Le" ist ein Mini-Album, das mit seiner knackigen Spielzeit von unter einer halben Stunde also eher einem Kurztrip ins Nirwana gleicht.
Dass "Mu.Zz.Le" ein sehr rauschhaftes, fließendes und überaus kohärentes Werk ist, liegt nicht nur an der generellen Stimmung dieser Musik, sondern auch am Aufbau: Die Songs beginnen und enden jeweils mit einem Zischeln und Rauschen, verschwimmen in den staubigsten Grautönen ineinander, bedingen sich gegenseitig. Manches bleibt skizzenhaft und angedeutet, andere Stücke wirken ausformulierter und bilden in diesem Netzwerk aus Geräuschen die pulsierenden Knotenpunkte. "Mu.Zz.Le" betont derweil thematisch, wie wichtig es ist, seine eigene Meinung zu vertreten. Es gilt den Maulkorb abzunehmen, und, ganz aufklärerisch, den Ausweg aus der mehr oder minder selbst verschuldeten Unmündigkeit zu finden. Die Musik Gonjasufis korrespondiert mit diesem Gefühl der zu erkämpfenden Freiheit. Das gilt selbst für die Zeilen, die er murmelnd verschluckt.
Die Platte beginnt mit dem spacig-verzerrten Post-Blues von "White picket fence", der keine zwei Minuten braucht, um sich wieder zu verkrümeln. Es folgt das herrlich protestlerische "Feedin' birds" und man ist in Gedanken ganz beim verstorbenen HipHop-Pionier Gil Scott-Heron, den wir aus bloßem Respekt einfach mal an die erste Position in den Referenzen setzen, auch wenn es Künstler gibt, die Gonjasufi ähnlicher sein mögen. Richtig melodieverliebt schält sich im Anschluss daran "Nikels and dimes" aus seinem Beat-Gerüst. Dieser Song ist sicherlich das Herzstück der LP, vereint er doch alle Qualitäten des Sufis in knappen vier Minuten. Mit dem späteren, großartig entrückten Doppel aus "The blame" und "Blaksuit" bereitet er "Mu.Zz.Le" ein würdevolles Ende. Orgeln tanzen um suppige Beats, Gonjasufis Stimme versteckt sich ganz tief im Moos. Von Natur aus: High.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nikels and dimes
- The blame
- Blaksuit
Tracklist
- White picket fence
- Feedin' birds
- Nikels and dimes
- Rubberband
- Venom
- Timeout
- Skin
- The blame
- Blaksuit
- Sniffin'
Im Forum kommentieren
zany
2012-06-26 12:35:47
Großartiges Konzert gestern in München. Wer noch die Gelegenheit hat, ihn heute in Nürnberg oder dann in Wien zu sehen, sollte unbedingt hingehen. Unbedingt.
humbert humbert
2012-04-30 17:08:42
Kenn ich das Problem, aber zum Glück kenne ich paar Leute, die auf solche Musik abfahren. Ich habe eher Probleme wenn es um Dylan, Wilco & so Zeug geht.
einfach nur mies....
2012-04-30 17:03:01
... wenn man niemanden kennt der auf ein gutes konzert mitkommen will.... ich muss echt mal neue leute kennenlernen.... aber ich weiß nicht wo bzw. wie.
humbert humbert
2012-04-30 16:45:06
Kommt mir nicht gerade wenig Terminen auf Tour. In Stuttgart bin ich wohl dabei.
06.06. Aachen, Musikbunker
07.06. Hannover, Musiktheater Bad
19.06. Hamburg, Uebel & Gefährlich
20.06. Berlin, Gretchen
21.06. Leipzig, UT Connewitz
22.06. Dresden, Scheune
23.06. Frankfurt, Das Bett
24.06. Stuttgart, Speakeasy
25.06. München, Feierwerk
26.06. Nürnberg, Musikverein K4
30.06. Wien, Café Leopold
Joachim
2012-02-17 17:05:42
gefällt mir bis jetzt sehr gut!
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