Nada Surf - The stars are indifferent to astronomy

City Slang / Universal
VÖ: 27.01.2012
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Sturm der Liebe

Was für ein schöner Sturm, der da durchs sechste Studioalbum des New Yorker Trios fegt. Alles leuchtet, alles strahlt - Nada Surf wirken so beschwingt wie seit einigen Jahren nicht mehr. Ob Matthew Caws' Umzug von New York nach Cambridge, nahe London, Grund dafür ist? Oder der neue Studio-Gitarrist Doug Gillard (Guided By Voices)? Vielleicht aber auch Produzent Chris Shaw, der gewöhnlich bei Wilco und Bob Dylan an den Tonspulen zieht? "The stars are indifferent to astronomy" ist in jedem Fall ein glühendes Album voller kleiner Feinheiten, Frechheiten und Freundlichkeiten. Und das schönste daran: So eine Platte hätte man dem Trio in diesem Leben nicht mehr zugetraut.

Das geht schon mit den schweren Gitarren von "Clear eye clouded mind" los: Unvermittelt steht man mitten drin in diesem Blizzard, der so kräftig pustet, dass man sich festhalten muss. Die Melodie pfeift um die Ohren und der Rhythmus wirbelt einen kräftig durch die Luft. Was für ein Auftakt. Es ist ein bisschen so wie damals, als "Hyperspace" zum ersten Mal durch die Boxen tänzelte: Hier passt alles. Und "Waiting for something" untermauert diesen starken ersten Eindruck dann auch in Windeseile: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Melodie. Mehr brauchen Nada Surf nicht. Denn das hier, das geht ins Herz, in die Beine, ins Gehirn.

Diese kleine Band ist schon ein amtlicher Glücksfall für den Gitarren-Pop. Seit zwanzig Jahren spielt sie ihre Songs, die allen Gegenwinden trotzen. Nada Surf überleben den Grunge, überleben den College-Rock, überleben das Retro-Revival - und klingen auf "The stars are indifferent to astronomy" wie eine junge Band, die aus der Proberaum-Garage heraustritt, um die Welt aus den Angeln zu heben. Es ist das zentrale Thema des Albums, der Band: "I cannot believe / The future's happening to me" singt Caws im abschließenden "The future". Und bringt damit auf den Punkt, was "When I was young" oder "Teenage dreams" ebenso verhandeln: So ein Leben rauscht wie im Flug vorbei. Der mittlerweile ergraute Caws, Sohn eines Philosophie-Professors, weiß genau, wovon er singt.

Bei jedem Hören ist diese Platte eine andere. Der kleine Loop im Hintergrund von "The moon is calling", zunächst ganz unscheinbar, erweist sich schon bald als unverzichtbar. Und auch das Stottern bei Sekunde vierzig im gleichen Song muss man immer wieder hören, weil es so ein kleiner, hübscher Bruch ist. Oder "Let the fight do the fighting" - dieser Refrain, diese zweite Strophe, diese Trompete, dieser Song! "The stars are indifferent to astronomy" verzichtet auf die klaren Hits, wie etwa "Always love" oder "See these bones", ist dafür aber so kompakt, so kraftvoll, so verschmitzt, dass man vor Freude laut aufschreit. Diese Platte ist fürs Herz gemacht. Und wenn man sie dort erst rein gelassen hat, geht sie auch nicht mehr fort.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Clear eye clouded mind
  • The moon is calling
  • Let the fight do the fighting

Tracklist

  1. Clear eye clouded mind
  2. Waiting for something
  3. When I was young
  4. Jules and Jim
  5. The moon is calling
  6. Teenage dreams
  7. Looking through
  8. Let the fight do the fighting
  9. No snow on the mountain
  10. The future
Gesamtspielzeit: 38:25 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2024-09-18 16:58:49

Beim Relisten sogar noch etwas besser als in Erinnerung. Alle ungeraden Songs sind richtig großartig, der Rest zumindest gut. "Lucky" hatte die größeren High- aber auch Lowlights. Den Nachfolger schlägt es um Längen. Und ich war vorher gar nicht so der Fan der Uptempo-Seite der Band, aber hier ist sie einfach in wunderbare Songs gepackt. 7,7/10

VelvetCell

2019-10-01 12:53:35

Jau – zählt definitiv zum Besten, was sie gemacht haben!

Hogi

2019-10-01 08:54:14

Für mich sogar gleichauf mit der Let go

jo

2019-10-01 08:20:08

Auf keinen Fall!

Ist bei mir an zweiter Stelle, direkt hinter "Let Go".

musie

2019-10-01 08:09:07

Bei mir so (und somit näher an der RYM-Wertung):

1.Clear eye clouded mind 9/10
2.Waiting for something 7/10
3.When I was young 10/10
4.Jules and Jim 8.5/10
5.The moon is calling 6/10
6.Teenage dreams 8/10
7.Looking through 5/10
8.Let the fight do fighting 6/10
9.No snow on the mountain 5/10
10.The future 5/10

...und somit wohl tatsächlich bei mir das Nada Surf Album mit der tiefsten Bewertung.

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