
Coeur De Pirate - Blonde
Le Pop / Groove AttackVÖ: 27.01.2012
Leichtes Spiel
Zwei "Und was lernen wir daraus"-Lektionen gleich zu Beginn: 1. Egal, wie scheiße die Schwester manchmal erscheinen mag - sie hat auch ihre guten Momente. 2. Gut gelogen kann die halbe Miete sein. Die Erklärung folgt sogleich: Béatrice Martin wurde dereinst über das Portal Myspace entdeckt. Ihre Schwester hatte sie gedrängt, die Songs hochzuladen, auch wenn sie diese selbst nicht sonderlich gelungen fand. Dennoch klopfte eine Plattenfirma an und fragte, ob Demos existierten. Martin bejahte - das stimmte aber nicht. Innerhalb von zwei Wochen holte sie genau das nach, die Plattenfirma ist angesprungen, und nun liegt mit "Blonde" bereits ihr zweites Album vor.
Wir sind erleichtert, Martin ohne Augenklappe zu sehen. Ihr Künstlername Coeur De Pirate, zu deutsch Piratenherz, spiegelt sich maximal auf ihrem über und über tätowierten Körper wieder. Ansonsten aber handelt es sich bei ihr wahrscheinlich um die liebreizendste Seeräuberin seit Jack Sparrow. Vermutlich riecht sie auch besser. Ein Kinderchor hisst im Opener "Léves les voiles" die Segel; ihre Kapitänin Martin, die stimmlich stellenweise wie eine genießbare Marit Larsen klingt, greift erst bei "Adieu" ein. Treffend, denn die Flotte entfernt sich zunehmend vom Klang ihres Erstlings. Martin und das Piano sind nur noch selten für sich alleine, etwa in "Cap diamant". Dem gefühlvollen "Place de la République" gelingt es dann auch, sein orchestrales Gewand wie ein Accessoire locker über der Schulter zu tragen.
Gerade auf der ersten Hälfte von "Blonde" verschreibt sich Martin zunehmend den 60er-Jahren. Die Soul- und Motown-Zeit der Girl-Groups schimmern durch "Danse et danse", "Verseau" oder "Ava" und erinnern an Miss Li oder Fabienne Delsol. Daran ändern das Duett und die Country-Steel-Gitarre im einzigen verzichtbaren Song, "Loin d'ici", nichts. Der Unterschied zu anderen Retro-Soul-Künstlern ist, dass Martin nie den Anschein erweckt, hier einem nahezu beendeten Trend hinterherzuhecheln, sondern Soul und einen Rest Chanson nur als Grundlage nimmt, um das mit dem Kolorit der französischen Musikkultur der 60er-Jahre, dem Yé-Yé-Pop, in zwangloser Leichtigkeit kombiniert. Bei dieser Kanadierin könnte man sich fast überlegen, frankophil zu werden. C'est la vie.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Danse et danse
- Place de la République
- Cap diamant
- Saint-Laurent
Tracklist
- Lèves les voiles
- Adieu
- Danse et danse
- Golden baby
- Ava
- Loin d'ici
- Les amours dévouées
- Place de la République
- Cap diamant
- Verseau
- Saint-Laurent
- La petite mort
Referenzen
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- Lana Del Rey vs. Coeur de Pirate (70 Beiträge / Letzter am 12.02.2012 - 19:01 Uhr)