Birds Of Passage - Winter lady

Denovali / Cargo
VÖ: 16.12.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Zurück zum Tatort

Singer-Songwriter ist sicher keine gute Vorbereitung auf die Härten der Leistungsgesellschaft. Zwar können Singer-Songwriter einiges ein bisschen: Gitarre spielen und singen zum Beispiel, melancholisch sein, auf Schlagzeug und Bass verzichten. Aber keine dieser Fähigkeiten bringt der gemeine Singer-Songwriter zur Perfektion. Außerdem ist er von fragiler Statur und sensiblem Gemüt, krankheitsanfällig und unscheinbar. Besorgte Eltern raten ihren Kindern vom Singer-Songwriter ab. Lieber solle man etwas Handfestes lernen. Bei der Bank zum Beispiel. Oder Lehrer, da wird man sogar Beamter.

Auch die Neuseeländerin Alicia Merz scheint ihre Entscheidung für diese Musik schon eine Weile zu bereuen. Unter dem Namen Birds Of Passage veröffentlicht sie ihre nunmehr zweite Retrospektion in Albumlänge. Eigentlich aber sind es persönliche Rituale, eine stete Wiederkehr zu dem Grab, das sie selbst dem Singer-Songwriter-Genre mühsam schaufeln musste. Es bleibt eine leise Trauer - und der Schmerz, er wird wohl nie völlig vorüber gehen.

"Winter lady" ist so etwas wie eine Wehklage, das Gespenst des Folk, das die Welt heimsucht. Es wirkt, als könne man die Gebeine klappern hören, von denen Birds Of Passage mit Obsession singt. Den eigenen wie den fremden. Es liegt eine ungemeine Spannung zwischen den einsamen, eisigen Akkorden und Merz' eingehauchten Worten. Als lauerte zwischen diesen Spuren, zwischen den mitunter kaum identifizierbaren Klängen aus Field Recordings und Drone das eigentliche Geheimnis des Albums.

Birds Of Passage gebiert aus Überresten und aufgeklaubten Erinnerungen eine verstörende Platte, die mit einfachen Mitteln den größtmöglichen Effekt erzielt. Dafür braucht "Winter lady" nicht so etwas Banales wie einen Hit. So klingt eine Zola Jesus, die im postindustriellen Zeitalter angekommen ist. Eine Tori Amos traut sich danach nicht mehr alleine in den Keller. Und der Rat der Eltern? Der ist vergessen.

(Nicklas Baschek)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fatal melody
  • Disaster of dreams
  • The monster inside you

Tracklist

  1. Fatal melody
  2. Highwaymen
  3. Away with the night
  4. Disaster of dreams
  5. Hollow
  6. The monster inside you
  7. Waltz while we sleep
Gesamtspielzeit: 45:59 min

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