Zaz - Zaz (Limited edition)

Playon / Sony
VÖ: 01.10.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Bienvenue dans ma réalité

Frankreich, unbekannte Welt. Befragt man Passanten in deutschen Einkaufsstraßen nach französischen Sängerinnen, wird man vielleicht Mireille Matthieu oder Patricia Kaas hören. Deren Kompatibilität mit einheimischen Hörgewohnheiten geht allerdings eher gen Null. Auch wenn gelegentlich aus unserem größten Nachbarland Chanteusen wie Coralie Clément oder Keren Ann dezent moderne Klänge verfolgen, war das hiesigen Ohren weitgehend egal. In seltenen Fällen schwappt jedoch Musik über den Rhein, die auch im Land der Boches für spontane Begeisterung sorgt. Zum Beispiel bei Zaz.

Dabei war schon Isabelle Geffroys Erfolg in ihrer Heimat eher ein Zufall. Jahrelang hatte sie im Cabaret gesungen oder sich als Straßenmusikerin durchgeschlagen und zwischendurch einen Talentwettbewerb gegen alle angereisten Fanclubs ihrer Mitkonkurrenten gewonnen. Und plötzlich stand sie mit ihrem Debütalbum an der Chartsspitze. Incroyable! Noch unglaublicher war, dass "Zaz" auch in Deutschland bis auf Platz drei der Albumcharts vorstieß und sich der Gipsy-Jazz der formidablen Single "Je veux" fast ganzjährig in den deutschen Top 100 tummelte.

Zwar wird Geffroys angekratzte Stimme regelmäßig mit der von Edith Piaf verglichen, deren "Dans ma rue" sie auch covert, doch ihr ungestümes Feuer hält sich nicht allzu lang mit Vorbildern auf. Sie spielt schnodderigen Jazz und sieht trotzdem aus wie ein Punk. Diese munteren Widersprüche bevölkern auch ihre Musik. Das Glockenspiel, das "Les passants" eröffnet, geht in burschikosem Chanson auf. Kleine Riffs von Klavier und Gitarre spielen augenzwinkernd Verstecken. In "Je veux" imitiert Geffroy dann sogar eine gedämpfte Trompete, weil ihr Jazz alles und zwar sofort will: "Allons ensemble, découvrir ma liberté / Oubliez donc tous vos clichés."

Es ist ganz große Kunst, dass sich die Arrangements trotz des unbedingten Willens zum Mehr niemals vom Zuviel zukleistern lassen. Zaz steht stets für eine unbestechliche Leichtigkeit. Sie kümmert sich nicht um Fehler oder Rückschritte, sondern nimmt sie gut gelaunt einfach mit. "C'est con, ce qu'on peut être con." Dumm ist also, was dumm sein kann. Kein Grund, sich davon bremsen zu lassen. Dieser ungeduldige Schwung treibt "Le long de la route" ebenso an wie "Prends garde à la langue" und "Ni ou ni non", wo sich wilde Geigen, ruppige Jazzakkorde, zwitscherndes Akkordeon und ein atemloser Schlagzeuger austoben dürfen. In "Port coton" oder "Trop sensible" ist genug Platz für Sentimentalitäten und Scat-Gesang. Für das bewegende "La fée" wacht Geffroy sogar aus ihrem bunten Traum auf: "Moi aussi j'ai une fée chez moi / Qui voudrait voler mais ne le peut pas." Selbst wenn man ihre Worte nicht versteht, gehen sie ans Herz. Das ist Völkerverständigung.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Les passants
  • Je veux
  • La fée
  • Port coton

Tracklist

  1. CD: Les passants
  2. Je veux
  3. Le long de la route
  4. La fée
  5. Trop sensible
  6. Prends garde à la langue
  7. Ni ou ni non
  8. Port coton
  9. J'aime à nouveau
  10. Dans ma rue
  11. Eblouie par la nuit
  12. Je veux (Unplugged version)
  13. La fée (live @ Virgin Radio Tour)
  14. Ces petits riens (live @ Bayern 2 StudioClub)
  15. Historia de un amor (live @ Bayern 2 StudioClub)
  16. DVD: À travers Zaz
  17. Live-Mitschnitt (Bayern 2)
  18. Je veux (Musikvideo)
  19. Le long de la route (Musikvideo)
  20. How to trumpet (live)
Gesamtspielzeit: 109:03 min

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