The Beach Boys - The smile sessions

Capitol / EMI
VÖ: 28.10.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Auferstanden aus Archiven

Der Mensch strebt nach Erkenntnis und lüftet dabei ein Geheimnis nach dem anderen. Auf dem Mond war er schon und im U-Boot unterwegs, er hat sich die Relativitätstheorie ausgedacht und eine Metaphysik der Sitten fabuliert. Und nun auch ganz offiziell das letzte Rätsel der Popmusik geknackt. 45 Jahre sind diese Songs alt, die Brian Wilson und seine Helfer aus den Archiven gehoben haben. Sagenumwobene Lieder, die mystische Geheimnisse bergen - erklären die Popmusikhistoriker. Dass eine Vielzahl der Lieder längst über Umwege an die Öffentlichkeit geschwappt ist, spielt dabei keine Rolle. Denn das Einzigartige an "The smile sessions" ist, dass es sich hierbei nun um die offizielle erste Veröffentlichung von "Smile" handelt, das die Beach Boys einst als Nachfolger ihres Jahrhundertalbums "Pet sounds" komponiert hatten.

Natürlich gibt es da "Smiley smile" von 1967, das die Beach Boys mit den Hits "Heroes and villains", "Vegetables" und "Good vibrations" ausgestattet hatten. Und dann auch noch "Brian Wilson presents Smile" von 2004, das der Meister höchstselbst unter dem eigenen Namen an die Öffentlichkeit zerrte. Aber so nah an "Smile", wie es diese ausgegrabenen "The smile sessions" nun sind, scheint tatsächlich keines dieser beiden Alben gewesen zu sein. Von besonderem Interesse sind nicht die Demo- und Stereo-Versionen, Gesprächsfetzen und frühen Song-Skizzen, sondern die originalen Aufnahmen für das Album, wie es 1967 veröffentlicht werden sollte. Es ist ein Relikt, ein Fossil.

Die Beatles hatten 1966 mit ihrem "Revolver" auf "Pet sounds" gekontert, was der eifrige Wilson so nicht hatte auf sich sitzen lassen können. Manisch und besessen werkelte er mit Studiomusikern an Songideen herum. Er wütete im Studio, pendelte zwischen Genie und Wahnsinn und fand doch keinen Abschluss für dieses Album, das "Smile" heißen sollte. Just in diesem Moment, in dem Wilson nichts lieber wollte, als die Beatles auf die Plätze zu verweisen, veröffentlichten die Liverpooler "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" und schickten damit Wilson und seine Beach Boys in die Hoffnungslosigkeit. Die Studiotür wurde abgeschlossen und "Smile" seinem Schicksal überlassen.

Von dieser ungemein produktiven Zeit berichten nun "The smile sessions". Einer Zeit, in der "Sgt. Pepper" veröffentlicht wurde, "Their satanic majesties request" und "The piper at the gates of dawn". Bunte Soundschleifen, waghalsige Arrangements, halsbrecherische Melodien. Alles ist aufregend, alles ist neu. Alleine die Aufnahmen des vierminütigen "Good vibrations" dauerten über acht Monate. Die grandiosen Stimmen von Mike Love, Alan Jardine und den Wilson Brüdern halten die Songs und Zwischenspiele zusammen, und es lässt sich erahnen, welch Paukenschlag die Veröffentlichung eines fertiggestellten "Smile" seinerzeit gewesen wäre.

Obwohl man im historischen Kontext entsprechend einordnen muss, hören sich diese Kompositionen nicht antiquiert oder verstaubt an. Alles wird von einem frohen, experimentierfreudigen Pioniergeist durchdrungen. Die Beach Boys waren hier auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität angelangt, trauten sich Unmögliches zu, nicht zuletzt angestachelt durch die britische Konkurrenz und der Mithilfe des jungen Van Dyke Parks. Doch scheiterten sie an sich selbst. Wäre "Smile" als regulärer Nachfolger von "Pet sounds" erschienen, die Karriere der Band hätte wahrscheinlich einen versöhnlicheren Weg eingeschlagen. Sie hätten der Welt die Flötentöne beibringen können, stattdessen bliesen sie das Bockshorn - doch davon ist auf "The smile sessions" rein gar nichts zu hören.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Heroes and villains
  • Child is father of the man
  • Surf's up
  • Vega-tables
  • Good vibrations

Tracklist

  • CD 1
    1. Our prayer
    2. Gee
    3. Heroes and villains
    4. Do you like worms (Roll Plymouth Rock)
    5. I'm in great shape
    6. Barnyard
    7. My only sunshine (The old master painter / You are my sunshine)
    8. Cabin essence
    9. Wonderful
    10. Look (Song for children)
    11. Child is father of the man
    12. Surf's up
    13. I wanna be around / Workshop
    14. Vega-tables
    15. Holidays
    16. Wind chimes
    17. The elements: fire (Mrs. O'Leary's cow)
    18. Love to say dada
    19. Good vibrations
    20. You're welcome
    21. Heroes and villains (Stereo Mix)
    22. Heroes and villains sections (Stereo Mix)
    23. Vega-tables (Demo)
    24. He gives speeches
    25. Smile backing vocals montage
    26. Surf's up 1967 (Solo version)
    27. Psycodelic sounds: Brian falls into a piano
  • CD 2
    1. Our prayer "Dialog" (9/19/66)
    2. Heroes and villains: part 1
    3. Heroes and villains: part 2
    4. Heroes and villains: children were raised (1/27/67)
    5. Heroes and villains: prelude to fade (2/15/67)
    6. My only sunshine (11/14/66)
    7. Cabin essence (10/03/66)
    8. Surf's up: 1st movement (11/04/66)
    9. Surf's up: piano demo (12/15/66)
    10. Vega-tables: fade (04/12/67)
    11. The elements: fire session (11/28/66)
    12. Cool, cool water (Version 2) (10/26-10/29/67)
    13. Good vibrations session highlights
Gesamtspielzeit: 142:24 min

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