Hundreds - Variations
Sinnbus / Rough TradeVÖ: 02.12.2011
53 süß-sauer
Alles sei im Fluss, urteilte unser Rezensent über das 2010 erschienene, herrlich harmonisch vor sich hinfließende Hundreds-Debüt. Schließlich kommt das Geschwister-Duo aus Hamburg, wo man sich gerne mal an Flüssen vergeht. Da wird vertieft, gestaut, ent- und begradigt oder auch einmal ein Tunnel darunter gegraben. Ebenso erging es nun den Songs des Erstlings. Würden die Lieder ein Herausreißen aus dem Gesamtkonzept vertragen? Mit Skepsis zittert der Finger am Close-Knopf des CD-Players. Kann dieses Experiment aufgehen? Es kann.
Gleich zu Beginn die Probe aufs Exempel: "I love my harbour", sicherlich eines der schönsten Lieder auf "Hundreds", lässt sich einen Bart wachsen, zieht ein Holzfällerhemd an und spielt sich mit Folkgitarre in Herz und Ohr. Skepsis verworfen, Vorfreude auf mehr. Vor allem beim Blick auf die Liste der Bands, die sich bei den Aufnahmen die Studioklinke in die Hand gaben. Ein bisschen fühlt man sich an "We are the world" erinnert - alles was bei Sinnbus Records Rang und Namen hat, ist mit von der Partie. Von Bodi Bill bis Get Well Soon. Doch klingt es nicht nach weihnachtlicher Geldmaschinerie, sondern eher nach einem Poesiealbum, welches im vertrauten Kreise herumgereicht wurde, um sich darin mit freundschaftlichem Gruß zu verewigen.
Bodi Bill und Styrofoam holen dabei die zuvor eher sphärischen Klänge mit reichlich Bass und Beat auf den Tanzboden der Tatsachen zurück, ohne die Seele von "Machine" und "Grab the sunset" komplett über Bord zu werfen. Stattdessen greifen sie ahnlich wie bei der 53 süß-sauer vom China-Imbiss um die Ecke zum Geschmacksverstärker, um die Eigenheiten zu unterstreichen. Stereonatriumglutamat sozusagen. Dass die Lieder dabei immer noch so gut funktionieren, spricht nur für Eva und Philipp Milners Songwriting, wobei erstere beim variierten und immer noch wunderbar beschwingten "Happy virus" obendrein einen Gastauftritt im eigenen Song bekommt.
Und auch die ruhigeren Töne dürfen selbstverständlich nicht fehlen - etwa wenn Einar Stray in der Ballade "Little heart" beweist, dass Gutes immer noch ein Stückchen besser werden kann. Es ist dieser Facettenreichtum, der "Variations" ausmacht. Das Original war eine runde Sache - Gleiches gilt für diese Bearbeitungen, bei denen trotz Ecken und Kanten immer noch alles im Fluss ist. Auch wenn er diesmal mehr sprudelt, plätschert und rauscht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I love my harbour (Small Panthers)
- Machine (Bodi Bill)
- Little heart (Einar Stray)
- Solace (Touchy Mob)
Tracklist
- I love my harbour (Small Panthers)
- Fighter (Rue Royale)
- Song for a sailor (Monta)
- Machine (Bodi Bill)
- Wait for my raccoon (Sheahan Drive)
- Happy virus (Phon.o)
- Grab the sunset (Styrofoam)
- Little heart (Einar Stray)
- Let's write the streets (Get Well Soon)
- Solace (Touchy Mob)
Referenzen
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