Korn - The path of totality

Roadrunner / Warner
VÖ: 02.12.2011
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Und was ist mit mir?

Schon x Sätze begonnen, geschrieben, nein, in die Tastatur gehackt, aber es geht nicht. Es ist unmöglich, bei diesem Album sachlich zu bleiben. New Metal war ja damals schon, Mitte/Ende der 90er, die wohl selbstgerechteste Musik überhaupt, all die Mittelschichtskids im Heranwachsendenstress fühlten sich verstanden von den anderen Unverstandenen und drehten sich doch nur um sich. Und hier bin ich nun und muss über mich sprechen, denn das hier nehme ich persönlich: Korn waren damals, vor 15 Jahren knapp, die wichtigste Band meines Lebens. Morgen aber werde ich alle Erinnerungen an meine alte Liebe ausradieren, ihre CDs verbrennen und nie mehr auch nur eine Sekunde Verzückung empfinden, wenn "Blind" im Club läuft. Das hier bringe ich noch hinter mich und schreibe mit Abscheu gegen "The path of totality" an, den grausamen Tiefpunkt einer ehemals großen Karriere.

Ich will erwachsen sein, einige wenige Worte finden, die nachvollziehbar machen, was da elf bittere Songs lang schief läuft. Durchatmen, ganz ruhig. Eines muss man dem verwesenden Torso von Korn attestieren, "The path of totality" klingt anders als alle Platten zuvor. Die ursprüngliche Idee war einmal, dass man den eigenen Korn-Sound, den man noch immer unter hunderten von Nachahmern wiedererkennt, nun von einigen Produzenten aus Dubstep, Drum'n'Bass und Electro aufpolieren lässt. Also nehme man die Stakkato-Gitarren von anno '98, lege unfassbar unclevere Proletenbeats drunter, waterboarde Jonathan Davis bis zur völligen Ironieresistenz und nenne das "Future Metal". In welcher Welt leben wir eigentlich?

Wer bei Dubstep an Burial dachte und hoffte, es komme zu einem anregend-spannenden Miteinander zweier Unbekannter, dem bleibt bei der Zusammenarbeit von Korn mit Skrillex, Noisia oder Kill The Noise nur noch der Griff zur Flasche. "Chaos lives in everything" könnte man so etwas wie Atmosphäre nachsagen oder man könnte sich "Narcissistic cannibal" auf der Tanzfläche vorstellen - wenn man drei Augen zudrückt. Aber nüchtern betrachtet ist "The path of totality" eine unerbittliche, gnadenlose, unsäglich unsubtile Potenzierung des Stumpfsinns. Was vorher, viele viele Platten lang, Stagnation war, ist jetzt eine Musikerlaufbahn im freien Fall. Neben diesem Album wirken Pendulum plötzlich wie Autechre-Hörer, Limp Bizkit wie Schüler Steve Reichs und Bushido wie die wortgewaltige Ikone der europäischen Schwulenbewegung. Ihr sagt Experiment, ich sage Autoscooter.

Bei dem musikalischen Massaker auf "The path of totality" fällt selbst der rechtzeitig vorm Karrierefreitod ausgestiegene Gitarrist Head vom Glauben ab. Was weniger emotional Involvierte längst wussten, wird spätestens hier auch den millionenfach kaufenden Mittelschichtspubertierenden von damals klar. Korn sind weg, endgültig. Fair bleiben? Nein, ich scheiße darauf. Aus, Schluss, ich kann nicht mehr.

(Nicklas Baschek)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Chaos lives in everything (feat. Skrillex)
  2. Kill mercy within (feat. Noisia)
  3. My wall (feat. Excision)
  4. Narcisstic cannibal (feat. Skrillex & Kill The Noise)
  5. Illuminati (feat. Excision & Downlink)
  6. Burn the obedient (feat. Noisia)
  7. Sanctuary (feat. Downlink)
  8. Let's go (feat. Noisia)
  9. Get up! (feat. Skrillex)
  10. Way too far (feat. 12th planet)
  11. Bleeding out (feat. Feed Me)
Gesamtspielzeit: 37:47 min

Im Forum kommentieren

Eye_Llama

2021-05-05 22:47:46

Nach fast 10 Jahren, eine kleine Abrechnung von mir: Dieses Album hat mich so wütend gemacht, dass ich kurz davor war alle Korn Alben zu zerreißen. Der Rezensent hat es auf dem Punkt gebracht. Mit Dubstep konnte ich ohnehin nicht viel anfangen, aber mit Nu Metal vermischt klingt das ganze wie der größte Rotz. All die positiven Seiten die den Nu Metal ausgemacht haben, etwa der Sound, oder die düstere Atmosphäre werden vernachlässigt, während ganz klar nur die negativen zum Vorschein gebracht werden. Am Ende, wenn alles ausgeblutet ist, folgt mit Bleeding Out der einzig hörbare Song, der mich halbwegs beruhigen und durch den Dudelsack Nostalgiegefühle aufkommen lässt.

The MACHINA of God

2021-05-05 14:29:20

Ich mag geballer und ich mag dubstep.

Grundsätzlich klingt die Mischung auch interessant. Aber ich finde es faszinierend, wie kraftlos die Platte klingt, obwohl hier zwei extrem wuchtige Genres zusammenprallen. Aber es klingt irgendwie, als würde es sich gegenseitig auslöschen (wie bei Schwingungen) und dadurch ballert es finde ich kaum.

Affengitarre

2021-05-05 11:35:06

Dass MACHINA und Affengitarre hier die Korn Connection bilden... :D

Irgendwer muss es ja tun. :D

Klaus

2021-05-05 11:27:10

Absolut. Ich mag geballer und ich mag dubstep. Das passt hier (in nicht jedem Track) sehr gut zusammen.

Es ist stumpf, es ist laut, es ist perfekt zum hochpushen vor dem Sport etc. Es erfüllt einfach seinen Zweck.

The MACHINA of God

2021-05-05 11:24:16

ede:
Eigentlich mag keiner von uns beiden die Band wirklich sehr. :D
Für mich komischerweise eine Band, die ich dann doch immer mal wieder höre. Ich finde es aber faszinierend, wie einfach gestrickt und ewig gleich die Band ist.

@Klaus:
Wirklich?

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