Laura Veirs - Tumble bee: Laura Veirs sings folk songs for children
Cooperative / UniversalVÖ: 18.11.2011
Singderella
Hach ja, was für ein Tag! Das Chaos am Frükstückstisch war ganz schnell vergessen - vom Honigbrot in den Haaren mal abgesehen, das aber wenigstens den Heißhunger auf was Süßes für den restlichen Tag stillstellte. Morgens Malgruppe, danach ein bißchen draußen toben mit Felix und Ann-Kathrin, die natürlich wieder hingefallen ist und danach zehn Minuten heulen musste. Wie immer halt! Die Spaghetti zum Mittagessen waren allererste Sahne, das Schläfchen danach sowieso. Wieder ein bisschen spielen, und plötzlich ging es schon wieder nach Hause. Schnell den Bauklotz-Turm von gestern zum Einstürzen gebracht und das Abendessen auf dem Tisch und in den frischgewaschenen Haaren verteilt. Jetzt aber ab ins Bett. Oh Gott, nein! Mama hat diesen Ausdruck im Gesicht. Sie wird doch nicht ein Schlaflied singen wollen? Bei aller Liebe, aber das kann sie einf... oh, ein Glück: Sie überlässt es Tante Laura Veirs. Denn die hat ja immerhin ein Album aufgenommen für die ganz Kleinen, aber einschlafen mag man bei "Tumble bee: Laura Veirs sings folk songs for children" gar nicht.
Veirs hat vor einer Weile selbst ein Kind bekommen und fing an, sich ausgiebig mit amerikanischen Kinderliedern zu beschäftigen, was schließlich zu einem Projekt mit ihrem langjährigen Produzenten und Partner Tucker Martine ausartete. Eine gute halbe Stunde verfahren die beiden nach dem altbewährten Motto "Klein, aber fein" und geben den 13 Songs so eine angenehme Note. Gleich "Little lap-dog lullaby" feiert mit diesen Koordinaten einen großartigen Start. Die ursprüngliche Country-Nummer wird dank Veirs' zarter Stimme und der liebevollen Instrumentierung, die es sogar schafft, ein paar Bläser dezent in den Hintergrund der Melodie zu verfrachten, zu einem Hörerlebnis, das auch Mama und Papa gefällt. "Jump down spin around", das der alte Onkel Harry Belafonte schon vor über einem halben Jahrhundert sang, sorgt trotz holprigem Rhythmus nicht für Schluckauf, und falls es irgendjemand schaffen sollte, so schnell wie Veirs und ihr kleiner Chor zu singen, ist dieser jemand nur zu beglückwünschen. Düsterer wird es im vertäumten "All the pretty horses", bei dem Streicher und Rasseln für einen subtil-gespenstischen Moment sorgen. Doch dieser bleibt der einzige, der die wohlverdiente Nachtruhe durch bange Blicke unter den Bettkasten stört.
Traditioneller und weitaus fröhlicher wird es mit "Jack can I ride?", bei dem das wacklige Klavier an eine längst vergangene Zeit zurückerinnert, Veirs' Gesang aber den Sprung zur Moderne schafft. Seinen alten Text behält auch das beim ersten Hören merkwürdig anmutende "King Kong kitchie ki-me-o" mitsamt Banjo, während das eigentliche Highlight auf dem countryesken "Soldier's joy" ganz klar die Stimme von Colin Meloy ist, der sonst ja bei den Decemberists mitspielt. Zum Schluss darf dann aber doch noch eingeschlafen werden: Kein Gesang, sondern nur die Pianoklänge in "Prairie dream" verleiten dazu, die sowieso schon ganz schweren Lider zu schließen und den müden Augen ein wenig Ruhe zu gönnen. Morgen ist ja zum Glück ein neuer Tag, da stimmt auch die Zeile aus dem schwermütigsten Song des Albums wieder versöhnlich: "When you wake up you will have cake / And all the pretty little horses." Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Little lap-dog lullaby
- Prairie lullaby
- Jack can I ride?
- Soldier's joy
Tracklist
- Little lap-dog lullaby
- Prairie lullaby
- Jack can I ride?
- Tumble bee
- King Kong kitchie kitchie ki-me-o
- All the pretty little horses
- The fox
- Jump down spin around
- Why oh why
- Down in the medder
- Soldier's joy
- Jamaica farewell
- Prairie dream
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