R.E.M. - Part lies part heart part truth part garbage 1982-2011
WarnerVÖ: 11.11.2011
At their most beautiful
Es war immer leicht, die Qualitäten von R.E.M. zu vergessen, weil man sich nie um sie sorgen musste: Selbst wer bei Neuerscheinungen gerne moserte, krittelte und die "Document"-Zeiten hochhielt, wusste insgeheim, dass sich auch auf dem nächsten Album kein richtig schlechtes und mindestens ein großartiges Stück finden würde. Auch nach fünfzehn Alben würden R.E.M. nicht zu Karikaturen und Kopien ihrer frühen Glanztaten werden. Die alte Regel, dass Rock-Legenden entweder sterben, langweilig werden oder zumindest zwischendurch tief in die musikalische Kloschüssel greifen, bestätigt sich vielleicht meistens - aber doch ganz sicher nicht bei R.E.M.
"Part lies part heart part truth part garbage 1982-2011" lässt sich als finaler Rundumschlag denkbar wenig zuschulden kommen. Sämtliche Über-Nummern sind pflichtbewusst untergebracht, auch der Rest entspricht - fast schon zu genau - dem, was ein R.E.M.-Best-Of erwarten lässt. Chronologisch angefangen bei dem nostalgischen Noise Pop von "Gardening at night" stellt die Band mühelos eine Doppel-CD voll unverzichtbarer Songs zusammen, auf der natürlich dennoch nicht alles Essentielle Platz findet: Dass man etwa nach ganzen vier Songs von "Automatic for the people" noch immer auf "Find the River" wartet, spricht weniger gegen die Kompilation als für die Stärke des besagten Albums. Denn worauf hätte man stattdessen verzichten wollen? Etwa auf das zeitlos euphorisierende "The Sidewinder sleeps tonite"? Oder gar auf "Nightswimming", wegen dem man seinerzeit unbedingt richtig Klavier spielen lernen wollte? Nein, denn R.E.M. haben Alben geschaffen, bei denen Weglassen nie eine gute Option ist. Und jedes neue Best-of wird eben ganz automatisch zu einem Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung dieser Erkenntnis.
Spätestens wenn Michael Stipe in "Imitation of life" sein Loblied auf Zimt und Zuckerrohr anstimmt, ist der Hörer vollends damit beschäftigt, die überlaufenden Klang- und Erinnerungskisten im eigenen Kopf zu sortieren. Stimmt, da gab es dieses fast vergessene "New test leper" mit seinem lakonischen "I can't say that I love Jesus". Oder "Orange crush", das auf der ramponierten Flohmarkt-Version von "Green" in Dauerschleife rotierte. Und allein für die Wehmut in "Leaving New York" kann "Around the sun" unmöglich so langweilig gewesen sein, wie manche Musik-Zeitschrift es damals bewertete.
Es ist kaum zu entscheiden, welcher Phase, welchem Stück da zuerst Aufmerksamkeit gebührt. Dennoch lauert hinter dreißig Jahren Bandgeschichte noch der obligatorische Bonustrack-Epilog: Das fragmentarische "A month of Saturdays" rumpelt voran, "Hallelujah" mäandert einmal mehr in der hoffnungsvollen Düsternis, die in dieser Form eben nur R.E.M. beherrschen. Und schließlich ist da noch der eigentliche Abspann, der mit seinem melodiebesoffenen Refrain und loungigen Bläsern unendlich mit sich im Reinen klingt: "We all go back to where we belong"? Auch wenn es eine Kunst ist, zur rechten Zeit zu gehen: Allein dank dieses Stücks wird man das Gefühl nicht los, dass R.E.M. noch eine ganze Weile hierhin gehört hätten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- (Don't go back to) Rockville
- It's the end of the world as we know it (and I feel fine)
- Man on the moon
- Nightswimming
- Leaving New York
- Überlin
- We all go back to where we belong
Tracklist
- CD 1
- Gardening at night
- Radio free Europe
- Talk about the passion
- Sitting still
- So. Central rain
- (Don't go back to) Rockville
- Driver 8
- Life and how to live it
- Begin the begin
- Fall on me
- Finest worksong
- It's the end of the world as we know it (and I feel fine)
- The one I love
- Stand
- Pop song 89
- Get up
- Orange crush
- Losing my religion
- Country feedback
- Shiny happy people
- The sidewinder sleeps tonite
- CD 2
- Everybody hurts
- Man on the moon
- Nightswimming
- What's the frequency, Kenneth?
- New test leper
- Electrolite
- At my most beautiful
- The great beyond
- Imitation of life
- Bad day
- Leaving New York
- Living well is the best revenge
- Supernatural superserious
- Überlin
- Oh my heart
- Alligator_Aviatior_Autopilot_Antimatter
- A month of Saturdays
- We all go back to where we belong
- Hallelujah
Referenzen
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