The Icarus Line - Wildlife

Cobraside / Cargo
VÖ: 04.11.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Zum Tier

Hätten The Icarus Line ihr zweites Album nicht "Penance soiree", sondern "Wildlife" genannt, wären auf dem Cover sicherlich fauchende Löwen, spuckende Lamas und wildgewordene Elefanten zu sehen gewesen. Hätte die Band ihr drittes Album "Wildlife" und nicht "Black lives at the golden coast" betitelt, wären darauf wohl Eulen, Hyänen, Panther und anderes dunkles, unheimliches und/oder nachtaktives Getier abgebildet gewesen. Allerdings hat die Band nun ihr viertes Album "Wildlife" genannt. Zu sehen ist vornedrauf ein etwas derangiert wirkender Joe Cardamone, Sänger und Frontmann der Band, vermutlich am hinteren Ende einer Kneipentour. Manchmal drängt sich aber der Gedanke auf, dass es eine Abbildung aus Brehms Tierleben, Band 4, "Die Lurche und Kriechtiere" auch getan hätte.

Das soll nicht bedeuten, dass die Energie von früher nicht ab und zu noch mal durchbricht und die Band den einen oder anderen Krachrocker aus dem Hut zaubert. Aber die wahren Stärken und leider auch Schwächen der 13 Songs liegen woanders. "Wildlife" ist von weitem betrachtet eine Mischung aus Rausschmeißer-Rock'n'Roll, Afterparty-Blues und so richtig versumpftem Katerfrühstück, gerne auch in anderer Reihenfolge.

In die erste Kategorie gehört sicherlich das noisige Zweiminüter-Paar "Venomous" und "No lord", dessen hingerotzter Nihilismus sich weit in Richtung The Jesus Lizard oder Big Black lehnt. Weniger gut klappt der gleiche Versuch dann in "Sin man sick blues" und "Tina Turner". Beide Songs bemühen sich darum, die Katze gegen den Strich zu streicheln, aber das Tier fängt einfach nicht an zu fauchen, sondern macht sich lahmend aus dem Staub. Um so schöner, dass gerade die Stücke aus der dritten Kategorie gut funktionieren. Da wäre das schlurfig-knisternde "Like a scab" mit seinen psychedelischen Wah-Wah-Gitarren und einem unwiderstehlichen Kopfnicker-Rhythmus. Oder die Single "We sick", die minimalistisch brütend immer kurz vor dem Ausbruch steht und am Ende unter Bratgitarren, Distortion und Band-Shouts spektakulär in sich zusammenfällt.

Zwischen Party-Ende und Kater-Anfang finden sich viele gute Ideen, die The Icarus Line aber oft nicht konsequent oder aber allzu breit ausführen. Das mittelschnelle Garagen-Riff von "Soul slave" trägt den Song nicht über fünf Minuten. "We want more" hätte eine etwas straffere Form auch nicht geschadet. Die paar Stolpersteine bedeuten aber nicht, dass The Icarus Line mit "Wildlife" eine schlechte Platte hingelegt hätten. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass hier die Löwe-Lama-Elefant-Songs nicht so gut funktionieren wie die Lurch-und-Kriechtiere-Songs.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • We sick
  • It's alright
  • Like a scab

Tracklist

  1. King baby
  2. We sick
  3. Soul slave
  4. It's alright
  5. Venomous
  6. No lord
  7. Bad bloods
  8. Sin man sick blues
  9. We want more
  10. All the little things
  11. Tina Turner
  12. Like a scab
  13. Wildlife
Gesamtspielzeit: 51:49 min

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