Daughtry - Break the spell

RCA / Sony
VÖ: 18.11.2011
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

In Stein gegeißelt

Rumstehen also. Ja, das wollen sie. Das können sie. Das müssen sie einfach - auf jedem ihrer Albumcover, und bei "Break the spell" bereits zum dritten Mal. Stellt man sich einen Moment lang vor, die Daughtry-Kamarilla sei tatsächlich aus irgendwas mit rotem Stern auf der Flanke in eine Photoshop-Postapokalypse gecrasht, so kann einem schon bange werden um die Restzeit des Planeten. Einmal Kopfschütteln, aussteigen, postwendend zur Salzsäule erstarren und fortan so lange in die Ferne posen, bis selbst Methusalem Bock auf Rasieren kriegt? Also Jungs, ein wenig mehr Enthusiasmus, Tatendrang oder auch Verwirrung wäre wohl angebrachter. Stattdessen inszenieren sich Daughtry wahlweise als die Shameless Five, die Kleinen Molche, die Ferienlager-Detektive von TKKG oder gar die Gürtelschnallen-Bande des Weltuntergangs. In jedem Fall aber produziert dieses Cover selbst für Daughtry-Verhältnisse deutlich mehr als nur drei Fragezeichen.

Doch das passt natürlich schon wieder - denn ein wahres Hörspielvergnügen ist der dritte Streich von Chris Daughtry und seinen vier Mitfightern ebenfalls nicht geworden. Altbacken und vorhersehbar wie jede Folge der Lieblings-Kinderkrimireihe von einst schaukeln sie sich durch ihr Flachfigurenkabinett aus üblichen Verdächtigen. Nun gut, Schweineriffs mit viel zu langem Bart sprießen ihnen "Outta my head", und eine Prise Metallica versalzt den Bollerrock von "Renegade". Ansonsten gibt es aber eben den erwartbaren Feinripp-Tanktop-Supergau. Was heißt: Akustikgitarren zu Beginn, Midtempo-Beat bei der zweiten Strophe, eine neue Subdominante für den Pre-Chorus und zum Refrain geht's stimmlich eine Stufe rauf mit dem ganzen Kladderadatsch. Und dass man einige dieser Refrains - etwa die von "Crawling back" und "Louder than ever" - oder auch den Schlussakkord von "Gone too soon" längst ebenso Jimmy Eat World zutraut, macht die Sache auch nicht besser.

Wo sich Fluchtinstinkt und eingeschlafene Füße "Na dann, gute Nacht!" sagen, zelebrieren Daughtry also nach wie vor ihr Einmalkeins des New (Economy) Rock. Motto: Über die eigenen Mauken in den prall gefüllten Geldspeicher stolpern. Was man ihnen dabei noch zugute halten kann, ist die Tatsache, dass sie doch auch immer einen Millimeter Luft unter ihrer Produktion lassen. Da röhren die Gitarren zwar in Megakompression, brunften aber nicht ständig alles andere zu Akkordbrei nieder wie bei den unerbittlichen Faulpelzen Nickelback. Auch Daughtry selbst gibt gewiss mehr Sangesfarben zum Besten als ein Chad Kroeger. Und das Schlagzeug macht zwar vorwiegend Stamp-Stampf, aber eben nicht nur ausschließlich. Zum Schönhören reicht all das jedoch nicht. "Beware!", dröhnt es stattdessen allzehnsekündlich mit heiserer Stimme aus dem Endwelt-Radio. Denn wenn sie nicht gestorben sind, so stehen sie noch heute. Irgendwo da draußen. Aufrecht ... in der Gegend rum.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Renegade
  2. Crawling back to you
  3. Outta my head
  4. Start of something good
  5. Crazy
  6. Break the spell
  7. We're not gonna fall
  8. Gone too soon
  9. Loosing my mind
  10. Rescue me
  11. Louder than ever
  12. Spaceship
Gesamtspielzeit: 43:48 min

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