Brassy - Got it made

Wiija / Zomba
VÖ: 22.05.2000
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
10/10

It's all in the family

Ist Genialität erblich? Es scheint jedenfalls so. Mit Brassys Debüt "Got it made" taucht ein funkelnder neuer Stern am Funk-Punk-Himmel auf. Sämtliche Musikzeitungen reagieren begeistert und prophezeien der Band eine große Zukunft. Und die Frau, die mit ihrer treibenden, manchmal leicht quäkigen Stimme, dem ganzen ihren Stempel aufdrückt, ist niemand anderes als Muffin Spencer, Schwester des Blues Explosion-Masterminds Jon Spencer. Ständig wechselt sie zwischen Hip-Hop und Gesangsparts, schreit aggressiv. Schon bremst sie wieder und wird einschmeichelnd, klingt mal süß, dann wieder anklagend. Passend dazu die Musik: An keiner Stelle lässt sie sich einordnen - von Punk über Funk hin zu Hip-Hop spiegeln sich sämtliche angesagten Stile der 90er in ihren Songs wieder. Am ehesten sind Brassy noch mit dem letzten Boss Hog-Album "Whiteout" vergleichbar, wo ja bekanntlich Jon Spencers Frau Christina Martinez hinter dem Mikro steht.

Diese wilde Mixtur ist sicher nicht in jeder Sekunde so gelungen wie in der ersten Singleauskoppelung "Work it out" oder in "Nervous", dem wohl gitarrenlastigstem Stück, daß direkt in die Beine geht, durch einen gelungenen Refrain überzeugt und wohl die perfekte Synthese aus Gittarenattacken und Elektrobeats darstellt. Leider schafft die Platte es nicht, das streckenweise sehr hohe Niveau zu halten und flacht gelegentlich, wie etwa beim eher nervigen "Who stole the show" deutlich ab. Ein weiteres Problem ist Muffin Spencers Stimme: Zwar sicherlich herausragend, ungewöhnlich und wichtiges Markenzeichen der Band ist sie jedoch stellenweise so durchdringend, daß man sich gelegentlich etwas mehr Zurückhaltung wünscht. Hinzu kommen die meist nicht ganz streßfreien Arrangements, die der Platte zwar die gewisse Tanzfähigkeit geben, jedoch in besinnlichen Minuten auf wenig Gegenliebe stoßen dürften.

Die handwerkliche Sicht auf die Scheibe ist dagegen wieder äußerst erfreulich. Druckvoll produziert, sehr sauber abgemischt; hinzu kommt, daß der DJ seine Aufgaben perfekt erledigt und das muntere Rumscratchen wohl auch noch den letzten Muffel zum Tanzbär mutieren läßt. Der direkte Vergleich zur Boss Hogs "Whiteout" endet mit einem spannenden Unentschieden. Wo Boss Hog besser klingen und schneller ins Ohr gehen, wissen Brassy mit Innovation und Aggression zu gefallen. Wo Boss Hog schonmal ein bißchen der Biß fehlt, übertreiben es Brassy gerne. Die Band, die zuerst den Mittelweg findet, wird wohl als unsterblich in den Musikhimmel eingehen. Die aktuellen Platten dürften aber eher unter Richtungsbestimmung fallen. Trotzdem gehören beide Alben zu den Frühlingshighlights des innovativen Elektronic Funk-Rock und es ist wohl unnötig zu erwähnen, daß man mindestens ein Auge auf die Entwicklung dieser Bands behalten sollte.

(Thorsten Thiel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Work it out
  • That's the way
  • Nervous

Tracklist

  1. In
  2. No competition
  3. Parkside
  4. Work it out
  5. That's the way
  6. L vs. S
  7. I can't wait
  8. You got it
  9. Who stole the show
  10. Play some D
  11. Nervous
  12. Good times
  13. Put you right
  14. Micstyle
  15. I gotta reef
  16. B'cos we rock
  17. B.R.A.S.S.Y.
Gesamtspielzeit: 41:38 min

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