
Brett Anderson - Black rainbows
Embassy Of Music / WarnerVÖ: 14.10.2011
Am Rock-Zipfel
Brett Anderson will es wissen. Warum auch nicht? Mit mittlerweile stolzen 44 Jahren, dem laufenden Comeback seiner Band Suede und drei zumindest von seinen Fans mit Liebe aufgenommenen Soloalben kann er es sich schließlich leisten. Anstatt also Suede nach der Tour rund um die Welt auch noch ins Studio zu scheuchen, verkroch er sich wieder einmal alleine dort. Nachdem er zuletzt mit dem düsteren und radiountauglichen "Wilderness" und dem schwer zugänglichen "Slow attack" auf Eigenbrötler machte, ist die Mission auf "Black rainbows" eine andere: Zurück zum Rock soll es gehen. Atmosphärisch, authentisch, groß, pompös und laut. Also genau so, wie man Suede gerne in Erinnerung hat, möchte man meinen.
Aber Anderson alleine ist eben nicht Suede. Muss er ja eigentlich auch gar nicht. Schon der Opener "Unsung" zeigt deutlich, wo seine Stärken liegen. Einen derart hymnische Popnummer ausgerechnet für ein Album zu wählen, das sich Rockmusik auf die Fahnen geschrieben hat, könnte man nämlich durchaus als gewagt bezeichnen. Der vor Selbstbewusstsein strotzende Refrain und die perfekt darauf ausgerichtete Stimmlage des Briten zerstreuen jedoch jegliche Skepsis, und auch die Single "Brittle heart" unterstreicht das übermännliche Bauch-rein-Brust-raus-Spiel des einst androgynen Anderson, so dass es schnell wurscht ist, was er ursprünglich mal mit diesem Album vorhatte. Immerhin sorgt das kantige "The exiles" für den nötigen komplexen Rockeinschlag und beendet die erste Hälfte des Albums ebenso stilvoll, wie sie angefangen hat.
Das basslastige "In the house of numbers" erinnert in all seiner formvollendeten, fröhlichen Traurigkeit an alte Haudegen wie Slowdive und die Cocteau Twins, bis es letzten Endes dann doch passiert: Mit "Actors" gelingt Anderson die perfekte Mischung eines Songs von Suede und seines zeitweiligen Nebenprojektes The Tears mit Bandkollege Bernard Butler. Alles wieder da: das im Vordergrund stehende Gitarrenriff, der aufgebauschte Refrain, der düstere Abschnitt, kurz bevor schließlich doch noch einmal alles aus ihm herausbricht. Das schwere und nur semi-romantische "Possession" beschließt dieses Album mit der bittersüßen Erkenntnis, dass es egal ist, wie sehr man einen anderen Menschen liebt - besitzen wird man ihn nie. "Black rainbows" mag vielleicht nicht die rockigste Platte der Geschichte geworden sein und erst recht keine Fortsetzung zu Suedes letztem Werk "A new morning". Aber immerhin ein verdammt gutes Soloalbum, wenn nicht sogar Andersons bestes bisher.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Unsung
- The exiles
- In the house of numbers
- Possession
Tracklist
- Unsung
- Brittle heart
- Crash about to happen
- I count the times
- The exiles
- This must be where it ends
- Actors
- In the house of numbers
- Thin men dancing
- Possession
Referenzen
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