We Were Promised Jetpacks - In the pit of the stomach

Fat Cat / Rough Trade
VÖ: 07.10.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Gesundheits-Wesen

Viel war ja nicht los bei We Were Promised Jetpacks. Zumindest nicht auf dem Cover ihres Debüts, das ein unbelebtes Haus in gräulicher Einöde zeigte. Live bot sich da schon ein anderes Bild: Zu Anfangszeiten füllten die Schotten immerhin schwitzige Clubs, zuletzt durften es auf der Fat-Cat-Labeltour auch größere Hallen sein. Das Publikum, darunter Banden von Jungspunden mit T-Shirt-Uniformierung, konnte nahezu alle Songs lauthals mitsingen, ließ sich von Sänger Adam Thompson scherzhaft verarschen und dachte gar nicht daran, ihm das krummzunehmen. Selbstverständlich kein Vergleich zu, sagen wir, den Oasis Ultras. Dennoch scheint hier gerade so etwas wie eine Army zu entstehen - noch vor der zweiten Platte.

Und als hätten We Were Promised Jetpacks das gewusst, marschiert "In the pit of the stomach" machtvoll los, statt sich wie "These four walls" leise anzuschleichen. "Circles and squares" stellt die Maschinerie aus Gitarre und Schlagzeug erst einmal auf lärmendes Dauerfeuer, und auch wenn allmählich ein komplexer, aber harmonischer zweiter Song darunter zum Vorschein kommt, hat dieser Beginn die Qualität des im Titel angedeuteten Tritts in die Magengrube. Doch die Sanitäter sind bereits unterwegs: "Medicine" kühlt die schlimmsten Beulen mit geradlinigem Rhythmusgerüst und schnittiger Dynamik, mündet aber nicht in die gleiche, sofort lösliche johlende Seligkeit wie "Quiet little voices". Das wirkt anfangs sperrig, läuft aber immer besser rein. Eine Single wie Hustensaft: zunächst nicht gerade schmackhaft, dann aber ungeheuer wirksam.

Die relative Zurückhaltung im Sound der EP "The last place you'll look" ist also wieder groß auftrumpfender Robustheit gewichen - deutlich ausladender als auf dem ersten Album schichten Thompson und der zweite Gitarrist Michael Palmer raue Texturen übereinander, die sich auf beiden Kanälen gegenseitig auszustechen versuchen. "Through the dirt and the gravel" baut eine imposante Drecksäule aus hohem Tempo und wohlakzentuiertem Riffing, erst "Act on impulse" sorgt für Beruhigung, obwohl der Song zappelige Spannung aufbaut, während die Drums voluminös vor sich hin poltern. Was sie genaugenommen die ganze Zeit tun: Wo sich Bassist Sean Smith bei den Aufnahmen nur einen "Sore thumb" geholt hat, dürfte Schlagzeuger Darren Leckie deutlich länger etwas von seinem Muskelkater gehabt haben.

Denn ohne Leckies pointiertes und wuchtiges Spiel wäre "In the pit of the stomach" vermutlich nur halb so viel wert. Da nimmt man gerne ein vorübergehend ramponiertes "Picture of health" in Kauf, zumal vor allem dieser großartige Midtempo-Song besonders eindrucksvoll durchtrommelt ist. Zuletzt deutet "Boy in the backseat" eine gewisse Foals-Zerstückeltheit an, das weit ausholende "Pear tree" endet in planvollem Chaos - und die Band weigert sich so störrisch wie erfolgreich, leichtgewichtiger oder zugänglicher zu werden, nur weil sie plötzlich so viel mehr Freunde hat als noch vor zwei Jahren. Trotz Kratzen im Hals und Fiepen im Ohr stets blass, aber fit - auch bei We Were Promised Jetpacks taugt eben die beste Krankheit nichts. Dieses hervorragende Album dafür umso mehr.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Circles and squares
  • Medicine
  • Picture of health
  • Boy in the backseat

Tracklist

  1. Circles and squares
  2. Medicine
  3. Through the dirt and the gravel
  4. Act on impulse
  5. Hard to remember
  6. Picture of health
  7. Sore thumb
  8. Boy in the backseat
  9. Human error
  10. Pear tree
Gesamtspielzeit: 47:56 min

Im Forum kommentieren

Head like a hole

2012-08-26 15:14:58

ICH LIEBE SIE!!!

modestmarc

2012-02-03 09:29:13

Tolles Konzert gestern Abend in der Rockhal. Bin noch immer begeistert. Haben zwar nur ne gute Stunde gespielt, aber sowohl der Sound als auch die Songauswahl waren sehr gut.
Der Saal war auch ganz gut gefüllt, nur die Stimmung im Publikum hätte etwas besser sein können.

modestmarc

2012-02-02 09:02:16

Sehe die Band heute Abend in Luxemburg. Freue mich schon.

Bonanza

2012-02-01 19:33:03

Macht die Band nie.
Tolles Album übrigens. Konzert hab ich dank Prüfungszeugs verpasst, aber das wird sicher irgendwann nachzuholen sein.

saihttam

2012-02-01 19:15:27

Konzert in Frankfurt war übrigens auch ziemlich gut. hätten aber schon ne zugabe spielen können, die jungs!

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