
Killed By 9V Batteries - The crux
Siluh / Al!veVÖ: 30.09.2011
Reflux
Wenn sich das Begleitschreiben zum neuen Album einer der verdientesten deutschsprachigen Noise-Rock-Bands wie Abschiedsbrief und vergrätztes Weltverschlimmerer-Pamphlet zugleich liest, dann stimmt was nicht im Staate Österreich. Denn nicht nur dort sind Killed By 9V Batteries - neben Valina - die wohl buntesten, jedoch konsequent missachteten Fische im Teich. Da kann man schon mal schwermütig werden und den Abschied vom schneidenden, brennenden, kompromisslosen Bandsound als Wendepunkt und Ernüchterung zugleich feiern. Auf dem mittlerweile fünften Album des Grazer Viergespanns "The crux" (sic!) hat das die nämlichen, lediglich im Kleinen wahrnehmbaren, doch entscheidenden Auswirkungen: Statt nach außen zu schlagen, sind Killed By 9V Batteries mittlerweile bei magensaurer Autoagression angekommen.
Die allerdings vertieft sich auf "I'll be never be on time again" oder "Could not find a fisease to fight" derart intensiv in ihre Musik, dass Schnappes auch nicht mehr helfen kann. Nur oberflächlich humpeln auch "Don't feel groovey" und "Set something on fire" im runtergedampften Noisepop-Rhythmus vor sich hin. Innendrin aber schlagen die Instrumente um sich und zerstampfen alles, was sich "Worst of total anarchy" so schön als seine Shoegaze-Phantasie ausgemalt hat. Dann wieder fiepen die Gitarren bei "All the people bite their tongues off" und "Stalk and joyride" im Takt aufwärts, als hätten Sonic Youth ihre Schraubenzieher zwischen den Saiten vergessen. Wolfgang Moestls ebenso leiernde wie grundheisere Stimme ist nach wie vor der beste Grund für alles zwischen Hustensaft- und Kreissägenmetapher. Und auch die immer wieder aufziehenden eher fließenden als kreischenden Gitarreneffekte zündeln im Grunde von Sekunde Null an ihrer Melancholie, um periodisch zu grellen Zündfunken zu implodieren.
So wäre das treibende Riff von "The wrong lust costs some past" einst gewiss als der Popsong zwischen all den Kurzschluss-Attacken durchgegangen, heuer allerdings ist es der beinahe angriffslustigste Punch, dem Killed By 9V Batteries allerdings auch ordentlich Feedback-Backenfutter und zur Mitte gar einen herrlich zerstörten Kopfnicker schenken. Darüber hinaus bietet die sehr spezielle Hinwendung zum Pop, die man "The crux" attestieren kann, vor allem aber die Arena für einen ziemlich erbitterten Kampf. Nach wie vor knistert, blitzt und quietscht es bei dieser Musik nahezu überall. Da Killed By 9V Batteries aber weder damit noch mit ihrem, ausgerechnet von Elektro-Tausendsassa Patrick Pulsinger produzierten Neuansatz so wirklich zufrieden sind, verteilen sie weiterhin Ohrfeigen, wo es nur geht. Das schallert, das klatscht - und ist neuerdings eben auch gar wunderbar, wenn der Schmerz nachlässt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Worst of total anarchy
- Impulse control
- The wrong lust costs some past
- Set something on fire
Tracklist
- Need more new wrecks
- Worst of total anarchy
- I'll never be on time again
- Track to the crux
- Impulse control
- The wrong lust costs some past
- Stalk and joyride
- All the people bite their tongues off
- The crux
- Could not find a fisease to fight
- Don't feel groovey
- Set something on fire
Referenzen
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