Glasperlenspiel - Beweg Dich mit mir

Polydor / Universal
VÖ: 30.09.2011
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kein Herz tanzt

Immens schlagereske, deutsche Texte, unterlegt mit ziemlich poppigem Elektrosound. Wie viele Bands wir mittlerweile wohl aufzählen könnten, wenn wir uns richtig Mühe gäben? Scheint wohl gerade in Mode zu sein und - nur ein leiser Verdacht - sich wie geschnitten Brot zu verkaufen. Kein Vorwurf, lediglich eine Feststellung. Doch nur wenige Bands aus dieser Armada an jungen, einheimischen Elektroschlager-Acts schaffen es, sich vom Fernsehgarten zu emanzipieren und eine dauerhafte Fanbasis abseits des rasch vergänglichen Kiewelschen Ringelpiezes und The Dome aufzubauen. Mia. san Mia., Glasperlenspiel aber eben nicht. Die beiden Baden-Württemberger, benannt nach einem Roman von Hermann Hesse, sind zwar die kommenden Stars in der Manege, sind aber diesen ganzen Zirkus, der um sie seit der Top-15-Platzierung ihrer ersten Single "Beweg Dich mit mir" gemacht wird, nicht wirklich wert.

Dabei ist das Fundament für ein nettes Popalbum eigentlich gelegt. Die Melodien schweben klar über den nicht immer zu simpel gestrickten Beats, die Stimmen von Daniel Grunenberg und vor allem Carolyn Niemczyk harmonieren mit dem Gesamtbild, und die überaus homogene Produktion ist insgesamt recht rund und warm geraten. Wenn da bloß nicht diese faden Songs und diese Texte wären. Viel zu oft nämlich versinkt "Beweg Dich mit mir" in pathosbeladenen Allgemeinplätzen für jene Altersgruppe, die sich noch verstärkt auf der Suche nach dem Ich befindet. Oder für die fortgeschrittene Generation, die sich nur noch in graumelierten Erinnerungen die guten, alten Zeiten in den Sinn rufen kann. Das ist dann manchmal so betont wichtig und anstrengend, dass das Herz aufhört zu tanzen und jedes Molekül zum Stillstand kommt. Da kulminiert es "Ich bin bunt / Ich bin grau / Ich bin Tag / Ich bin Nacht / Ich bin das was Du hasst / Und das was Du magst" in dem Selbstfindungstänzchen "Ich bin ich", und man weiß nicht so Recht, ob das ein Loblied auf die Beliebigkeit oder die Vielfalt sein soll.

Bis auf die etwas schmierige Ballade "Herzschlag" sind sämtliche Tracks theoretisch tanzbar, was "Beweg Dich mit mir" insgesamt zwar eine energetische Dynamik verleiht. Allein es hilft ja nichts, wenn man die Ohren halb geschlossen halten müsste und über den einen oder anderen Text besser hinweghören sollte, um keine Spätfolgen fürchten zu müssen. Die Aliens aus "Mars attacks!" wissen, wovon die Rede ist. Doch es wird wohl genügend Menschenhirne geben, die Glasperlenspiels erstes Album problemlos aushalten können. So steht rechtzeitig zum vierten Platz bei Raabs diesjährigem Bundesvision Song Contest "Beweg Dich mit mir" in den Startlöchern, die Auflage wurde wahrscheinlich kurzfristig nochmal erhöht, die PR-Maschinerie angeschmissen, und die ausgiebige Tour ist auch schon gebucht. Endlich mal wieder ein Grund, nicht ins Konzert zu gehen.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Alles auf Anfang
  2. Echt
  3. Ich bin ich
  4. Dein Geheimnis
  5. Magnetisch
  6. Freundschaft
  7. Herzschlag
  8. Ich hol Dich hier raus
  9. Das Gleiche
  10. Traumschiff
  11. Tanzen
  12. Weit weg
Gesamtspielzeit: 45:06 min

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