Steven Wilson - Grace for drowning

K-Scope / Edel
VÖ: 30.09.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Filmreif

Zu behaupten, Steven Wilson sei momentan ein viel beschäftigter Mensch, dürfte wohl locker als Untertreibung des Jahres durchgehen. Denn nicht nur, dass er zwischen diversen Produzentenjobs, zuletzt für Opeth, die Zeit findet, den nicht eben schmalen Backkatalog der Prog-Legenden King Crimson zu remastern - zwischendurch fällt dann auch noch ein eigenes Doppelalbum ab. Und wenn Wilson mit seinen diversen Projekten eines nicht ist, dann berechenbar.

Um "Grace for drowning" beispielsweise mit einem derart brillanten Instrumental wie "Sectarian" beginnen zu lassen, bedarf es schon jeder Menge Vertrauen in die eigene Stärke. Was das folgende, zum Niederknien schöne "Deform to form a star" nur bestätigt. Diese tiefenentspannte Haltung, die sich mit "No part of me" und "Postcard" noch verstärkt, wird spätestens durch die bisweilen ungestümen Dynamikwechsel in "Remainder the black dog" in kleine Stücke zerrissen. Selten war die Nähe zu den erwähnten King Crimson, aber auch zu den höchst introvertierten Frühwerken von Porcupine Tree so deutlich zu spüren wie hier.

Szenen- beziehungsweise Disc-Wechsel: Sachte wie der Soundtrack zum gleichnamigen Film perlt "Belle de jour" daher, bevor die augenzwinkernd betitelten "Index" und "Track one" einen der großartigsten Parforceritte flankieren, der jemals aus Wilsons Feder geflossen ist und auf den ebenfalls eher unverfänglichen Namen "Raider II" hört. Bis dieses 23-minütige Monumentalwerk aus Jazz, Filmscore und Frickelorgien in all seinen Facetten erfasst ist, gehen unzählige Durchläufe ins Land. Und wer ein Kaufargument für die edle Blu-ray-Edition benötigt, wird dieses spätestens hier finden.

Üblicherweise heißt es, ein solches Album sei "mutig". Allerdings hat "Grace for drowning" mit Mut nicht viel zu tun. Sondern eher damit, dass Steven Wilson mittlerweile völlige künstlerische Freiheit genießt und die Art von Musik produziert, nach der ihm der Sinn steht. Das ist in diesem Fall sicherlich anstrengend, bisweilen schmerzhaft, und ganz bestimmt wird sich die Generation iPhone mit Grausen abwenden. Aber diese Platte will provozieren, will aufwühlen - und genau das bezeichnet man gemeinhin als Kunst.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sectarian
  • Deform to form a star
  • Remainder the black dog
  • Raider II

Tracklist

  • CD 1
    1. Grace for drowning
    2. Sectarian
    3. Deform to form a star
    4. No part of me
    5. Postcard
    6. Raider prelude
    7. Remainder the black dog
  • CD 2
    1. Belle de jour
    2. Index
    3. Track one
    4. Raider II
    5. Like dust I have cleared from my eye
Gesamtspielzeit: 83:07 min

Im Forum kommentieren

Neuer

2019-06-17 14:39:38

Wilson macht hier Wilson und den macht er gut. Es ist interessant, wie er vielfältig ist und sich doch irgendwie nicht so viel bei ihm tut. Mag sein Zeug trotzdem recht gern, besonders Hand. Cannot. Erase., Lightbulb Sun und Fear of a Blank Planet.

Gomes21

2017-08-06 13:49:15

'The Raven...' und PT's 'fear of a blank planet' hab ich persönlich noch ein bisschen lieber, aber es sind nur nuancen

The MACHINA of God

2017-08-06 13:43:23

"dicht, komplex und fordernd" ist so ziemlich genau das, was ich will. :)

timo

2017-08-05 19:22:18

Wie immer Geschmackssache. Es ist mit Sicherheit eines seiner besten Alben, da extrem dicht, komplex und fordernd.

Für mein Dafürhalten sind The Raven... sowie die Porcupine Tree Alben Fear of a blank Planet, Signify und In Absentia ein ganz klein wenig besser.

The MACHINA of God

2017-08-05 18:33:14

Laut rym seine beste. Stimmt das?

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