James Morrison - The awakening

Island / Universal
VÖ: 30.09.2011
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Ein Kind der Zeit

Man darf den Pop nicht unterschätzen: Im vermeintlich buntesten und fröhlichsten Musikgenre kann es da durchaus etwas härter zugehen. Da gibt es die Drogenexzesse von Größen wie Robbie Williams oder Backstreet Boy AJ McLean, von Alkoholproblemen ganz zu schweigen. Einem der Papas von The Mamas & The Papas wurde nach seinem Tod unterstellt, eine mehr als fragwürdige Beziehung zu seiner eigenen Tochter unterhalten zu haben - von ihr selbst, versteht sich. Und wer bitte erinnert sich nicht an den Britney Spears' Nervenzusammenbruch mitsamt Kahlschlag und Entmündigung durch ein Gericht? Na also. Wenn man all diese düsteren Geschichten aus den Leben derjenigen hört, deren Songs grundsätzlich von der großen oder der zerbrochenen Liebe handeln, kommt man zum Schluss, dass es dem 27-jährigen Briten James Morrison gar nicht so schlecht gehen kann. Denn der singt munter weiter seine Lieder, ohne irgendwelche Negativschlagzeilen zu erzeugen.

Aber auch bei ihm kommt natürlich irgendwann etwas ans Tageslicht. Warum also nicht passend zur Veröffentlichung seines dritten Albums, das passenderweise den Titel "The awakening" trägt? Schaden dürfte die zusätzliche Publicity nicht, auch wenn der Anlass ein tragischer ist: Morrisons Vater, der jahrelang gegen Trunksucht und Depressionen kämpfte, starb nämlich ausgerechnet, während sein Junior selbst gerade Papa wurde. Ein einschneidendes Erlebnis gefolgt von einem weiteren - die Emotionen verarbeitete der Sänger schließlich in den Songs auf "The awakening", das laut eigener Aussage sein erstes "richtiges" Album ist. Diesen Satz hört man etwa von Joss Stone zwar pünktlich zur Veröffentlichung jeder neuen Platte - klingt schließlich gut, und weh tut es auch nicht. Und so meistert der reifere Morrison auch auf seinem dritten Album ein paar nette, harmlose Radiohits, und die Lückenfüller werden wie bei den beiden Vorgängern immerhin konsequent eingesetzt.

Dabei könnte es eigentlich recht einfach sein. Ein, zwei Songs mehr wie der schöne, geradezu folkig-angehauchte Opener "In my dreams" oder die wirklich gelungene Single "I won't let you go" - und die halbe Miete wäre bereits drin. Dann gibt es noch das soulige "Beautiful life" inklusive ordentliche Bläsersektion und das hymnische "One life" kurz vor Schluss - und die Sache wäre komplett geritzt. Stattdessen schiebt Morrison eine gefällige Nummer wie "Up" dazwischen, bei der die noch gefälligere Jessie J auf wenig Gefallen stößt. Oder das schlicht langweilige "Person I should have been", bei dem nicht nur Opa die Füße einschlafen. Immerhin stimmen warmherzige Songs wie der Titeltrack "The awakening" und das flehende "Say something now" versöhnlich - dennoch wartet man auch beim dritten Versuch Morrisons darauf, dass es endgültig kickt. Und er hat Recht, wenn er in "One life" singt: "If I knew yesterday what I know today, where would I be tomorrow / I won't let my soul slide away, I'd do whatever it takes / 'Cause this time's only borrowed". Also James: Mach was draus! Es wird Zeit.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In my dreams
  • I won't let you go
  • One life

Tracklist

  1. In my dreams
  2. 6 weeks
  3. I won't let you go
  4. Up (featuring Jessie J)
  5. Slave to the music
  6. Person I should have been
  7. Say something now
  8. Beautiful life
  9. Forever
  10. The awakening
  11. Right by your side
  12. One life
  13. All around the world
Gesamtspielzeit: 50:00 min

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