Future Islands - On the water

Upset The Rhythm / Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 14.10.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nass das

Die Jugend von heute säuft sich ins Koma und lädt die Videos davon wahlweise bei Youtube oder Youporn hoch. Sie ist süchtig nach Internet, Raubkopien und Katzencontent. Und wenn sie sich mal aufrafft, um was Eigenes zu machen, kommt dabei doch nur sattsam bekannter Kram heraus. Die Charts sind voll davon. Schon Aristoteles wusste, dass die Jugend unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen ist. Future Islands machen da nicht mit.

Schon mit dem wunderbaren Vorgänger "In evening air" hatten es sich die Baltimorer schließlich in den frühen Achtzigern gemütlich gemacht. Andere Zeiten, andere Jugend. Ihre Beats schnurren blechern, lebensmüde Synthschwaden ziehen durch die Luft, und über allem liegt ein verwegener Weichzeichner, der nur der Dramatik in Samuel T. Herrings Stimme nichts anhaben kann. Dass sie für "On the water" ihre Songs dieses Mal nah ans Wasser gebaut haben, ist jedoch kein Grund für unmotivierte Tränen. Denn die Analogsynths quietschen so fröhlich los, als wären Kummer und Resignation Gründe, um zu feiern. Oder sich wenigstens herzhaft darin zu wälzen.

Gleich der titelgebende Opener schwankt zwischen verhalltem Midtempo, asiatischem Elektro-Geplänkel und Herrings Romantizismus. Natürlich fragt er "Can I be the one?", natürlich ist es nur für "one last time". Es geht also zwischen den Bildern von Flüssen, Wellen und Küstenlinien um Trennungschmerz und vergebene Liebesmüh. Das allgemeine Moll so unterhaltsam klingen zu lassen wie in der munteren Single "Before the bridge", war mal die Spezialität von New Order. Entsprechend gelenkig melodisiert hier auch der Bass. Bisweilen darf sogar eine Gitarre röhren. Und dann stellt Herring die wichtigste Frage aller wahren Romantiker: "Do you believe in love?"

Mit jungen Wilden hat "On the water" natürlich nichts zu tun. Die würden sich kaum ans Meer stellen und sich für "Balance" vom sanften Wogen der Gezeiten inspirieren lassen: "And you can go to the moon / But if you want something to change / You gotta change your life / And take your time." Das erfordert Geduld, die sich in unserer schnelllebigen Zeit kaum noch jemand leistet. Zu Herrings Theatralik passt das zurückgenommene Tempo jedoch hervorragend. In "The great fire" stellt sich die große Liebe wartend ans Pier. Danach schleppt sich "Where I found you" zu einem Liebesgeständnis, und das erhebende "Give us the wind" strotzt mit satter Orgel sogar vor Selbstsicherheit: "We don't want your blessing." Mit reichlich Courage nehmen "Close to none" und "Balance" dann sogar Fahrt auf. "I've been trying / To get back to you / For some time." Es ist der ewige Kreislauf.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Before the bridge
  • Give us the wind
  • Close to none
  • Balance

Tracklist

  1. On the water
  2. Before the bridge
  3. The great fire
  4. Open
  5. Where I found you
  6. Give us the wind
  7. Close to none
  8. Balance
  9. Tybee Island
  10. Grease
Gesamtspielzeit: 42:30 min

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