Fog - Fog

Ninja Tune / Zomba
VÖ: 18.02.2002
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Idioteque

Müde kriecht die Nadel über den Plattenspieler. Das Gähnen streckt die Zeit in die Länge, bis sich der nächste Beat bequemt, aus den Boxen zu tröpfeln. Ein Schleier scheint über den Klängen zu liegen. Andrew Broder, der sich hinter dem nebulösen Pseudonym Fog versteckt, steht an seinen Turntables und läßt den Kopf hängen. Als fröhlicher Bursche geht er nun wirklich nicht durch, tragen doch seine Songs Titel wie "The smell of failure" oder - charmant und eloquent zugleich - "Fuckedupfuckfuckup". "Is it depression or disease?" fragt er und klingt dabei wie ein quengelnder Countrysänger im Versuch, sich gegen die Loops und Scratches zur Wehr zu setzen. Es soll ihm nicht gelingen.

Public Enemys Chuck D. erklärte mal Rap zum CNN der schwarzen Bevölkerung. Doch Broders finstere Visionen sind maximal ein Prozac-Werbespot. Er bedient sich des Handwerkszeugs des HipHop, jagt aber dessen Klischees zum Teufel: "Alles, was ich sage, ist, daß, wenn wir den Plattenspieler als Instrument legitimieren wollen, ihn auch als solches benutzen müssen." So läßt er einschmeichelnde Gitarrenpickings, grimmigen Dub und lärmenden Rock unter dem Schmirgeln seiner Nadeln auseinanderfallen. Der Wohlklang bekommt mehr als nur einen Kratzer ab.

Die Beats stolpern vor sich hin und ziehen tiefe Furchen in Klängen, die in einem früheren Leben mal Folk, Blues oder Country waren. Im Jenseits aber sorgt der beherzte Griff in die Steckdose für angenehm unangenehmes Knistern. In "Ghoul expert" fließt ein paranoider Androide an zerfasernder Percussion vorbei. Der entkörperte Gesang schmeckt nicht nur nach Thom Yorke, sondern auch nach dessen Zynismus. "Hello filth, you'd be proud / Today I gave the 'I don't want to weird out' speech". Heute mimt also Kid Andrew den DJ, doch statt Platten legt er Sandpapier auf. Das Unheil ist hier Prinzip. Daß aber das Album auch noch genau dreizehn Stücke hat, wird sicherlich nur Zufall sein.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pneumonia
  • Ghoul expert

Tracklist

  1. A word of advice
  2. The smell of failure
  3. Pneumonia
  4. Fuckedupfuckfuckup
  5. Check fraud
  6. Hitting a wall
  7. Fool
  8. Truth and laughing gas
  9. We're a mess
  10. Staring at the dashboard
  11. Glory
  12. Ghoul expert
  13. And stay out
Gesamtspielzeit: 47:55 min

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