Emil Bulls - Oceanic

Drakkar / Sony
VÖ: 30.09.2011
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schrei, wenn du kannst

Neu ist das neue Alt. Oder ist Alt das alte Neu? Beziehungsweise Neu das alte Alt? Verwirrend, aber auch egal. Denn seit über einem Jahrzehnt ist das, was Mitte der Neunziger als einschneidende Evolution der harten Musik galt, nicht mehr als ein Furz in der Geschichte des Tons. Überschüttet mit viel Häme und Verachtung, geschmäht als Musik von Idioten für Idioten. Da können Limp Bizkit und Papa Roach noch so viele Reunions und Comebacks zelebrieren - NuMetal hat anno 2011 ähnlich wie die FDP als Marke generell ziemlich verschissen. Überaschend ist da einzig, dass auch eine tapfere, kleine Band aus München gegen den eigenen Untergang anschreit und sich mit viel Getöse gegen das Vergessen auflehnt. Mit ihrem nunmehr achten Studioalbum erstaunen Emil Bulls dann zwar auch nur jene, die die letzten 15 Jahre Stöpsel in den Ohren hatten - das aber zumindest zu Beginn von "Oceanic" mit einem großen Feuerwerk.

Wie viel Druck und Energie dieses Album zunächst auffährt und so alle Zweifel hinwegzublasen versucht, ist schon beeindruckend. Nach dem Intro "The concubines of debauchery" legen Emil Bulls mit "Epiphany" gleich ein kompromissloses Metal-Brett und viel Geschrei vor, ohne dabei Melodie und Refrain aus den Augen zu verlieren. Und im Grunde schreddern die Münchener bis "Not tonight Josephine" munter alles kurz und klein, was Einwände erheben möchte gegen diesen musikalischen Koloss. In "The jaws of oblivion" koexistieren Metalcore-Ausbrüche ganz und gar friedlich mit klarem Emocore-Gesang, dem insgesamt etwas Hymnisches anhaftet. Und bis zu diesem Punkt ist die nur an der Oberfläche heile NuMetal-Welt noch in Ordnung. Erst mit der Zeit stellt sich heraus, was hier grundsätzlich schief läuft.

"Oceanic" ist auf Dauer stilistisch einfach zu fade, dabei viel zu lang, und hat sich mit dem erwähnten "Not tonight Josephine" letzten Endes bereits erschöpft. Der Rest tendiert mit aller Macht gegen schlecht, allen voran die Balladen - besonders bei "I bow to you" belegt Christoph von Freydorf eindrucksvoll, dass man tatsächlich ähnlich wenig gut wie Richard Patrick singen kann, was hier schon fast als große Leistung durchgeht. Allenfalls reicht es noch zu einem ewig gleichen Aufguss dessen, was in den ersten 15 Minuten abgefackelt wurde. Dennoch muss man Emil Bulls Respekt für ihr Durchhaltevermögen zollen, obwohl kein Mensch im Jahre 2011 noch NuMetal braucht, geschweige denn hört. Die paar Unbelehrbaren möchte man ja auch gar nicht mehr als Fans haben. Für eine wirkliche Zukunft müssten sich die Münchener also tatsächlich einmal neu erfinden und zeigen, dass sie auch anders können. Zweifel, ob das gelingen kann, sind berechtigt. Wenn "Oceanic" die Antwort liefern soll, muss man aber festhalten: Wohl eher nicht.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Epiphany
  • The jaws of oblivion

Tracklist

  1. The concubines of debauchery
  2. Epiphany
  3. Between the devil and the deep blue sea
  4. The jaws of oblivion
  5. Not tonight Josephine
  6. Battle royal
  7. I bow to you
  8. We don't believe in ifs
  9. The saddest man on earth is the boy who never weeps
  10. All systems go
  11. Lessons from losses
  12. The knight in shining armour
  13. Ghosts
  14. Dancing on the moon
Gesamtspielzeit: 55:18 min

Im Forum kommentieren

pB

2012-05-20 21:03:27

"Für eine wirkliche Zukunft müssten sich die Münchener also tatsächlich einmal neu erfinden und zeigen, dass sie auch anders können. Zweifel, ob das gelingen kann, sind berechtigt. Wenn "Oceanic" die Antwort liefern soll, muss man aber festhalten: Wohl eher nicht."

...und ironischerweise wurde dieses Album zum bisher höchst-gecharteten Album der Emil Bulls.

:O

2011-10-17 22:36:37

1. Emil Bulls ist bei weitem aus de NuMetal schiene raus
2. NuMetal hat genauso eine Daseinsberechtigung wie sonstige erfundene "Musikrichtung"
3. Scheint das hier eine der unseriösesten Plattformen zu sein, da hat ja laut.de noch mehr Qualität und das soll schon was heißen

Trotzalledem

2011-10-02 17:16:10

haben die Bulls nichts (mehr) mit Nu Metal zu tun. Aber ist natürlich immer schön einfach, voreingenommen an Dinge ranzugehen...

Nur zur lnfo

2011-10-02 17:08:41

Nu Metal und Tomte sind ungefähr gleich scheisse.

Meine Mama

2011-10-02 16:19:10

Hauptsache mal wieder die selten dämliche Fresse aufgerissen... Punkt 1. Die Emil Bulls haben soviel mit Nu Metal zu tun wie dein beschränktes Hirn mit Leben, und Punkt 2. Ist Nu Metal was feines und nur Schmocks, welche sich extrem intellektuell vorkommen wenn sie auf Tocotronic oder Tomte wichsen, echauffieren sich über das Genre!

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