Pearl Jam - Pearl Jam twenty

Columbia / Sony
VÖ: 16.09.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Almost famous

2011 lassen sich Pearl Jam aber mal so richtig feiern: Das 20. Jubiläum des legendären Debüts "Ten" steht an und wird so zelebriert, wie es einer derart großen Band gebührt. Die bewegende Geschichte der letzten überlebenden Seattle-Grunger wird nicht nur in einem opulenten Buch abgehandelt, sondern von Filmemacher Cameron Crowe auch in einer Dokumentation namens "Pearl Jam twenty" in die Kinos gebracht. Auch für den Soundtrack zum diesem Streifen zeichnet Crowe als Hardcore-Fan der ersten Stunde verantwortlich. Seine Absicht ist klar: Es sollte ein Album werden, das gleichermaßen langjährige Anhänger wie relative Neulinge anspricht und bekannte Gassenhauer mit Raritäten mischt.

Logisch, dass das größte Gewicht dabei auf Liveaufnahmen liegt. Seit jeher sind Pearl Jam auf der Bühne völlig in ihrem Element. Das war in den wilden, ungestümen Anfangstagen nicht anders als heute, wo kaum zwei Auftritte einmal dieselbe Setlist haben. So besteht die erste CD des Doppelalbums ausschließlich aus Mitschnitten aus den Jahren 1990 bis 2010. Vor allem die frühen Aufnahmen sind dabei interessant: Ein junger Eddie Vedder singt sich bei einem der ersten Gigs überhaupt mit Inbrunst durch eine qualitativ leider maue Version des späteren Evergreens "Alive", und bei der mitreißenden "Garden"-Aufnahme von Anfang 1992 sind die Gespräche des Züricher Publikums fast genauso laut zu hören wie die Band selbst. Schön auch, dass mit dem wunderschönen "Black" endlich ein Song vom MTV-Unplugged-Auftritt eine reguläre Veröffentlichung erfährt. Wer sich mit der Historie der Urgesteine aus Seattle etwas auskennt, könnte zudem bei den späteren, extrem wütenden Darbietungen von "Blood" und "Not for you" den Kampf gegen die mediale Vereinnahmung geradezu heraushören.

Nicht alle Liveaufnahmen halten dieses hohe Niveau. Doch selbst wenn Vedders heiseres Gekrächze eine ansonsten tolle "Do the evolution"-Version etwas verhunzt, weiß CD eins absolut zu überzeugen. Etwas anders sieht es da auf dem zweiten Tonträger aus. Hier ist das Gefälle zwischen großartigem Material und Überflüssig-Skurrilem doch überraschend groß. Auf der Habenseite steht definitiv der Tribut an Temple Of The Dog in Form der Demoversion von "Say hello 2 Heaven": Das Projekt mit Chris Cornell, das die Intialzündung für die Gründung Pearl Jams bilden sollte, ist selbst auf einer knackenden Proberaumaufnahme schon hörbar zu Großem bestimmt. Die Kurve kriegt Crowe spätestens am Ende, indem er auf die Livestärke setzt und mit "Nothing as it seems", "Better man" und "Rearviewmirror" Unfehlbares in die Runde wirft. Allenfalls zwischendurch sorgen die unausgegorenen Demos "Acoustic #1", "It ain't like that" oder Matt Camerons "Need to know", aus dem später "The fixer" entstehen sollte, eher für Kopfkratzen denn für Begeisterung.

Doch sei's drum: Auch als nicht perfekter Soundtrack macht "Pearl Jam twenty" ungemein Lust auf den gleichnamigen Film. Gründe dafür gibt es genug, und alle sind auf dem Album einer Band herauszuhören, die sich trotz ihrer Bekanntheit nie vor den Karren der Musikindustrie spannen ließ. Die das Herz am rechten Fleck hat. Die unvergängliche Songs voller authentischer Power fabrizierte. Cameron Crowe konnte hier im Grunde gar nichts falsch machen, und auch wenn dieses Album nicht als die ultimative Compilation in die Bandgeschichte eingehen wird, sollte jeder Fan auf dem prall gefüllten Pearl-Jam-Regal noch zusätzlichen Platz freischaufeln.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Release (live)
  • Black (live)
  • Say hello 2 heaven (demo)
  • Nothing as it seems (live)

Tracklist

  • CD 1
    1. Release (live)
    2. Alive (live)
    3. Garden (live)
    4. Why go (live)
    5. Black (MTV Unplugged)
    6. Blood (live)
    7. Last exit (live)
    8. Not for you (live)
    9. Do the evolution (live)
    10. Thumbing my way (live)
    11. Crown of thorns (live)
    12. Let me sleep (Christmas time) (live)
    13. Walk with me (live)
    14. Just breathe (live)
  • CD 2
    1. Say hello 2 Heaven (demo)
    2. Times of trouble (demo)
    3. Acoustic #1 (demo)
    4. It ain't like that (demo)
    5. Need to know (demo)
    6. Be like wind (McCready score)
    7. Given to fly (instrumental)
    8. Nothing as it seems (Montana demo 1999)
    9. Nothing as it seems (live)
    10. Indifference (live)
    11. Of the girl (instrumental)
    12. Faithfull (live)
    13. Bu$hleaguer (live)
    14. Better man (live)
    15. Rearviewmirror (live)
Gesamtspielzeit: 127:44 min

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