The Waterboys - An appointment with Mr. Yeats
Proper / Rough TradeVÖ: 23.09.2011
Gedicht-Band
Angefangen hat es mit Oscar Wilde. Der irische Dandy nahm sich dem jungen William Butler Yeats, dem späteren Träger des Nobelpreises für Literatur, an und weihte ihn in die dunklen Geheimnisse der Metaphysik ein. Mystik, Romantik, Symbolismus - Yeats streifte durch die klammen und undurchsichtigen Winkel menschlicher Überlegungen. Seine Gedichte sind nicht nur eine spannende Grundlage für Nebel durchzogene, alkoholschwere Nächte, sondern auch für die irische Folk-Rock-Band The Waterboys, die seit den späten Achtzigern immer wieder die dunklen Verse von Yeats in ihre Songs einfließen lässt. Jetzt haben Mike Scott und Co. 14 Songs des irischen Nationaldichters vertont und sie auf einem spannenden Album zusammengestrickt.
Die Waterboys hatte man schon längst abgeschrieben. Mike Scott hatte sich im Drogenfieber verlaufen, die Band war zerfallen. An die Hits der Gruppe erinnert sich zumindest hierzulande kaum jemand, trotz ihrer unbestrittenen, musikalischenen Versiertheit. Den Songs, die sich ihr versoffenes Dasein irgendwo zwischen den Boomtown Rats und den Kinks eingerichtet haben, kann man durchaus eine gewisse Zeitlosigkeit attestieren. Und so verwundert es auch nicht, dass "An appointment with Mr. Yeats" nicht nur wegen den faszinierenden Gedichten von Yeats Eindruck schindet. The Waterboys haben diese nämlich mit 14 grandiosen Kater-Hymnen unterlegt.
Im Vordergrund steht die Nikotin- und Alkohol-durchlöcherte Stimme von Mike Scott, die sich noch immer wie die Stimme von Bob Geldof anhört. Mit aller gebotenen Vorsicht und Verbeugung formt Scott hier Melodien aus den lyrischen Vorlagen, die am Ende so klingen, als wären sie originär für diese Songs geschrieben worden. Das Piano lockert oder dramatisiert die Stimmung, das Schlagzeug geht stetig voran und schon wähnt man sich in einem verqualmten irischen Pub, mit dem Kopf auf der Tischplatte, doch in der Hauptsache gerade noch so fit, um mit dem Fuß im Takt zu wippen.
Das wunderschöne "Politics" ist der Höhepunkt eines reichen, begeisternden Albums. Zärtlich wird dieses traurig-schöne Liebesgedicht untermalt, Mike Scott singt mit spitzem Unterton, bis Katie Kim in den Gesang einfällt und den Song zu einem rauen Sing-along formt. Das trifft mitten ins Herz. Man hört diesem Album an, dass sich Mike Scott ein ganzes Leben darauf vorbereitet hat. "In balance with this life / This death" heißt es in "An irish airman forsees his death". Hoffentlich deutet Scott das nicht als Analogie auf sein Dasein. Es geht schließlich aufwärts.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Song of wandering Aengus
- September 1913
- Politics
Tracklist
- The hosting of the shee
- Song of wandering Aengus
- News for the delphic oracle
- A full moon in march
- Sweet dancer
- White birds
- The lake Isle of Innisfree
- Mad as the mist and snow
- Before the world was made
- September 1913
- An irish airman forsees his death
- Politics
- Let the earth bear witness
- The Faery's last song
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- The Waterboys (62 Beiträge / Letzter am 12.03.2024 - 09:52 Uhr)
- The Waterboys - All souls hill (19 Beiträge / Letzter am 17.05.2022 - 17:04 Uhr)
- The Waterboys - This Is The Sea (102 Beiträge / Letzter am 12.01.2021 - 23:42 Uhr)
- The Waterboys - Good luck, seeker (45 Beiträge / Letzter am 02.09.2020 - 17:09 Uhr)
- The Waterboys - Modern blues (3 Beiträge / Letzter am 23.08.2015 - 23:21 Uhr)
- The Waterboys live (11 Beiträge / Letzter am 16.08.2007 - 11:48 Uhr)
- The Waterboys - Book of lightning (13 Beiträge / Letzter am 20.05.2007 - 11:21 Uhr)