Moonface - Organ music not vibraphone like I'd hoped

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 05.08.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwarm ums Herz

Ein Oscar-dekorierter Schauspieler sagte einmal, der Tag sei für ihn bereits dann gelaufen, wenn er im Badezimmer feststellen muss, dass er nach dem Aufstehen aussieht wie ein zerknautschtes Bett. Also eigentlich jeden Morgen. Auch Spencer Krug wird sein Spiegelbild bestimmt schon einmal als ziemlich verorgelt empfunden haben - das würde zumindest erklären, warum der Kanadier auf dem ersten Longplayer seines neuesten Projektes Moonface diesem Tasteninstrument den Vorzug gegenüber den titelgebenden Klangerzeugern der "Dreamland EP: Marimba and shit-drums" gibt.

Wer wie Krug mit seinen gleich mehreren Bands in schöner Regelmäßigkeit schillernde Indie-Rock-Wirrungen wie "Random spirit lover" oder "Beast moans" vom Stapel lässt, hat neben exotischem Schlagwerk eben noch andere Dinge im Köcher. Etwa repetitive Rhythmen und hypnotische Drones, versetzt mit Popmelodien und natürlich jeder Menge Georgel, wenn es schon mit dem Vibraphon nicht geklappt hat. "Moonface will probably never sound like Wolf Parade or Sunset Rubdown", lässt er einen vorsorglich wissen - und hat womöglich Recht. Doch alles halb so schlimm, solange Platten wie diese dabei herauskommen.

Denn hier kollidiert elektronische Klöppelei weich mit allerlei analogem Kokeln und Dröhnen, als würden Suicide rückwärts auf einer Spieluhr musizieren oder Kraftwerk ihre frühen Alben in der Tiefsee neu einspielen. Krug singt dazu liebenswert durchgeknallte Dinge und nimmt sich auf den im Schnitt siebenminütigen Songs alle Zeit der Welt. Da lässt "Return to the violence of the ocean floor" quietschfidele Rumpelstilzchen-Loops umherhüpfen und kriegt doch die Kurve zum etwas anderen Pop, und bei "Fast Peter" macht sich ein sirrender Schwarm aus vielen kleinen kosmischen Kurieren auf den Weg. Zauberhaft und außerirdisch zugleich.

Natürlich zieht dieses Album die Monotonieschraube noch ein ganzes Stück weiter an als Kollege Dan Boeckner bei Handsome Furs - die überfallartigen Wendungen von Sunset Rubdown spart sich Krug genauso wie verschwenderisch überbordende Arrangements. Einzig "Shit-hawk in the snow" klopft eine Art vorsintflutlichen Breakbeat zu scharf dazwischenfahrender Orgelsequenz, und beim Finale von "Loose heart = loose plan" denkt man beinahe, eine lodernde Gitarre vor sich zu haben. Falsch gedacht. Doch warm ums Herz wird es einem bei "Organ music not vibraphone like I'd hoped" ohnehin ganz von selbst. Zeit zum Aufstehen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Return to the violence of the ocean floor
  • Shit-hawk in the snow

Tracklist

  1. Return to the violence of the ocean floor
  2. Whale song (Song instead of a kiss)
  3. Fast Peter
  4. Shit-hawk in the snow
  5. Loose heart = loose plan
Gesamtspielzeit: 37:34 min

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