The Rapture - In the grace of your love

DFA / Cooperative / Universal
VÖ: 02.09.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Zuckelbäcker

In der Liebe und auf dem Dancefloor ist alles erlaubt. Erst recht bei The Rapture. Schließlich stapften die New Yorker schon auf "Echoes" mit Getöse und Kuhglocken durch das "House of jealous lovers" und klaubten anschließend die "Pieces of the people we love" zusammen. Die vielzitierte Hochzeit von Disco und Punk war da längst beschlossene Sache, und The Rapture vollziehen diese Ehe auch ohne den ausgestiegenen Bassisten Matt Safer auf ihrem dritten Fulltime-Album weiterhin bravourös. Obwohl Luke Jenner und Kollegen oft sorgenvoll die Stirn kräuseln. "How deep is your love?" fragt bange die erste Single, die zwar mit der Bee-Gees-Schmonzette nur den Titel gemein hat, aber als Fingerzeig funktioniert: Hier setzt es nicht nur pumpende Dance-Beats und verdrehtes Saitenwerk, sondern auch akustischen Glitzerfummel.

Doch auch wenn die drei oft zum chronischen Zweifeln neigen, sind sie sich ihrer Sache musikalisch sicherer denn je. Zwar gibt es genug auf "In the grace of your love", mit dem man sich gewaltig zum Affen machen könnte: waghalsig delirierende Saxophone, Jenners sich ständig selbst auf links ziehendes Organ, eiernde House-Pianos. The Rapture ziehen diese Schräglage über die komplette Spielzeit aber so konsequent durch, dass selbst Produzent Philippe Zdar, sonst bei Cassius für straighten Umz-Umz und bei Phoenix für flockigen Indie-Appeal zuständig, ihnen kaum am Zeug flicken kann, sieht man von Einzelfällen wie dem leichtgängigen Singalong von "Children" einmal ab. Der Rest dieses Albums atmet schwer, aber tief durch - und hat den Groove buchstäblich mit Löffeln gefressen.

Dabei muss "In the grace of your love" nicht einmal Tonnen an Soundarsenal aufbieten, um nachhaltig zu begeistern. "Miss you" etwa reichen eine glasklar pochende Rhythmusgruppe und ein paar Tupfer aus dem Spielzeug-Keyboard, um mit muskulösem Beatgerüst und schlüssigem Refrain ein gutgelauntes Lied über schmerzliche Gefühlsregungen zu singen. Kurz darauf stolpert ein ramponiertes Akkordeon ins Studio - und wird sofort in die ersten drei Minuten "Come back to me" hineingewurstet, von schmatzendem Wumms gehörig übers Knie gelegt und nach unsanftem Breakdown einer Bassmassage unterzogen. Vielleicht der unwahrscheinlichste Dance-Hit des Jahres: Nichts passt zusammen, aber alles sitzt. Oder vielmehr zappelt.

Genau wie beim Rest dieses Albums. Da klöppelt sich das Titelstück durch eine Art hysterische Midtempo-Ballade, an der beständig eine kratzbürstige Gitarre zerrt, und "Never die again" lässt zunächst funky Licks nach Art von "Whoo! Alright - yeah... uh huh" zwirbeln, um sie dann von einem dröhnenden Bläserkommando plattwalzen zu lassen. Und spätestens bei Melodieseligkeit, Klavierlauf und Handclaps von "How deep is your love?" dürfte sich James Murphy selbstzufrieden über die Rückkehr seiner Schützlinge durch den Bart streichen: Genau für solche Musik wurde sein Label DFA einst gegründet. Da wird sogar der rührselig durchhängende Rausschmeißer "It takes time to be a man" mit selbstvergessener Klimperei und Las-Vegas-Gecroone zum würdevollen Finale statt zum käsigen Wurmfortsatz. Wer hier nicht zuckt, ist nicht verzückt. Zu Unrecht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Miss you
  • Come back to me
  • Never die again
  • How deep is your love?

Tracklist

  1. Sail away
  2. Miss you
  3. Blue bird
  4. Come back to me
  5. In the grace of your love
  6. Never die again
  7. Roller coaster
  8. Children
  9. Can you find a way?
  10. How deep is your love?
  11. It takes time to be a man
Gesamtspielzeit: 50:26 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2015-01-02 11:04:51

Falling firmly and slightly oddly under the radar, meanwhile, were The Rapture, who split up without bothering to let anyone know in April. The break-up was only officially announced after manager Jonathan Galkin was quoted as saying, “Feel free to go to press with this headline: 'Did the Rapture Break Up and Not Tell Anyone?'"

The MACHINA of God

2015-01-02 11:02:20

Die haben sich aufgelöst`?

Walenta

2014-03-08 13:46:17

Dann solltest du dir unbedingt die 'Echoes' reinziehen - ihr mit Abstand bestes und praktisch ein trendsetzender Klassiker...

MopedTobias (Marvin)

2014-03-08 11:18:32

Echt schade... Kannte nur In the Grace of Your Love, aber das war echt ein klasse Album.

Walenta

2014-03-08 08:59:25

Tja, wirklich schade: haben sich getrennt:

http://pitchfork.com/news/54269-the-rapture-have-broken-up/

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