Sparrow And The Workshop - Spitting daggers

Distiller / Soulfood
VÖ: 02.09.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Western von morgen

Auch wenn sie es vielleicht nicht gerne hören: Wohl kaum eine andere Band repräsentiert momentan das Vereinigte Königreich besser als Sparrow And The Workshop. Sängerin und Gitarristin Jill O'Sullivan wurde in Belfast geboren, Bassist und Gitarrist Nick Parker stammt aus Wales und Schlagzeuger Gregor Donaldsman aus Schottland. Nur England fehlt, was vielleicht der Grund ist, warum sich Sparrow And The Workshop bisher jedem kurzlebigen Trend verweigern konnten. Stattdessen feiern die Briten auf "Spitting daggers" eine schwer zu beschreibende und auch kaum greifbare Mischung aus Hinterwäldler-Folk und hingerotztem, energetischem Rock. The White Stripes könnten als Vergleich herhalten, allerdings ohne den Blues. Ebenso vielleicht Fairport Convention, Emmylou Harris, Sonic Youth sowie Isobel Campbell & Mark Lanegan oder auch Howling Bells. Alles passt, jedoch nichts so richtig. Beachtlich, was die Band aus diesem Flickenteppich an Einflüssen zusammenschustert.

Den Auftakt macht "Pact to stay cold", das vor Energie nur so strotzt, den Rock mit Leib und Seele lebt und von der Reibung zwischen O'Sullivans heller, weicher Stimme und dem schrammeligen Sound profitiert. Der Psychedelia-Folkpunk von "You don't trust anyone" räumt stattdessen alle Unwägbarkeiten aus dem Weg und macht ihn frei für die gesetzteren Momente. Der Titeltrack "Spitting daggers" ist das Herz dieser Platte und klingt nach staubiger Western-Wüstenstadt, gammeligem Saloon und Duell um Punkt zwölf und leitet damit eine ganze Riege ähnlicher Songs ein, bei denen Sparrow And The Workshop einen Gang zurückschalten. Aber nur bis "Faded glory", das etwas zu sehr auf das große Stadion abzielt, was der Band nicht wirklich gut steht und auch den Fluss stört - einer der wenigen Makel dieses Albums. Anschließend wird es wieder leiser, in "Snakes in the grass" mit einer gehörigen Portion Gitarrenpop oder bei "Father look" und "Old habits" mit spirituellem Düsterfolk.

Und am Ende darf natürlich auch die die weit ausholende, große Ballade nicht fehlen. "Soft sound of your voice" fällt für ein Liebeslied zwar sehr dunkel und holprig aus, aber schließt dieses schöne, wenn auch leicht beklemmende zweite Album von Sparrow And The Workshop wunderbar ab. Das eigentlich Tolle an "Spitting daggers" ist aber gar nicht die Tatsache, dass hier alle möglichen Stile durcheinandergewürfelt werden und am Ende trotzdem meist ein prächtiges, intensives Ergebnis zu Buche steht. Sondern das, was dieses Album in Aussicht stellt: die Hoffnung, dass O'Sullivan, Parker und Donaldsman noch irgendwo große Songs und eine Platte für die Ewigkeit zurückhalten. Ein Glück, dass die drei kein kurzlebiger englischer Hype, sondern ein gesamtbritisches Kunstwerk sind. Andernfalls wäre ihre Flamme nämlich spätestens nach diesem zweiten Album bereits erloschen. Ihr Feuer aber fängt gerade erst an zu brennen.

(Kai Wehmeier)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pact to stay cold
  • You don't trust anyone
  • Snakes in the grass

Tracklist

  1. Pact to stay cold
  2. You don't trust anyone
  3. Spitting daggers
  4. Our lady of the potatoes
  5. Faded glory
  6. Snakes in the grass
  7. Father look
  8. Old habits
  9. Against the grain
  10. Soft sound of your voice
Gesamtspielzeit: 37:38 min

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv