Saliva - Every six seconds
Island / UniversalVÖ: 11.02.2002
Sabberlätzchen
Auf dem Cover: das verwackelte Bild einer Dame mit zu dickem und zu grellem Lippenstift. Um ihren Hals: eine diamantbesetzte Kette der Marke \"größer ging\'s nicht\", die - wäre sie echt - wohl teurer als die Produktion des gesamten Albums gewesen wäre. Im Booklet: fünf böse dreinblickende Gestalten, bei deren Anblick man ganz plötzlich für die Einführung von Fingerabdrücken auf Personalausweisen plädieren möchte. Im CD-Player: die übliche Mixtur aus \"Auf-die-Zwölf\"-Gitarren, melodischen Parts und ständigem Wechsel zwischen Rap und Gesang. Die Schlußfolgerung: konstruierte, bis ins letzte Detail durchgestylte Musik, die es ganz besonders auf die amerikanische Jungend abgesehen hat. Passend dazu heißt es im ersten Stück: \"Make me a superstar / It don\'t matter who you are\". Hauptsache kaufen. Prima, dann sind wir ja eigentlich schon fertig.
Wollte man es sich einfach machen, wäre es mit dieser kurzen Abhandlung von \"Every six seconds\", dem Major-Debut von Saliva jedenfalls getan. Doch trotz protziger Posen und Dumpfbacken-Songtiteln wie \"Click click boom\" oder \"Doperide\" würde man dem Quintett aus Memphis, Tennessee damit unrecht tun. Zwischen abgestandenem Riff-Geballer und effektverhaschten Raps findet sich nämlich bisweilen echtes musikalisches Potential. \"Your disease\", die Single, kippt nach standesgemäß hartem Beginn in ein erfreulich melodisches Stück mit Akustikgitarre und zweistimmigem Gesang um. Selbst die Grammy-Punktrichter zeigten sich beeindruckt, die Saliva durch eine Nominierung in der Kategorie \"Best Hard Rock Performance\" auf eine Stufe mit Genre-Größen wie Rage Against The Machine hievten. Wenig später verzichtet \"Greater than/less than\" sogar gänzlich auf metallische Beihilfe und glänzt als einziger Song der Platte durch einen clever aufgezogenen Spannungsbogen.
Was letztendlich verhindert, daß aus \"Every six seconds\" eine wirklich bemerkenswerte Platte wird, ist das mangelnde Vertrauen der Band in ihre eigenen Stärken. Stattdessen gehen Reißbrettentwürfe wie \"Superstar\" allzusehr auf Nummer sicher, während es \"Hollywood\" so schamlos offensichtlich aufs Alternative-Radio abgesehen hat, daß Textauszüge wie \"I\'m going to Hollywood / And I\'ll never be the same\" noch das kleinste Übel darstellen. Gut möglich, daß die eingangs erwähnte amerikanische Jugend bei Saliva zu Speichelleckern wird. Hierzulande wird jedoch höchstens den Sextanern vom Gymnasium um die Ecke, die Limp Bizkit vergöttern und die besseren Alternativen nicht kennen, der namensgebende Sabber aus dem Mundwinkel tropfen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Your disease
- Greater than/less than
Tracklist
- Superstar
- Musta been wrong
- Click click boom
- Your disease
- After me
- Greather than/less than
- Lackluster
- Faultline
- Beg
- Hollywood
- Doperide
- My goodbyes
Referenzen
Spotify
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