Payola - Get on the buzz!
Exile On Mainstream / EFAVÖ: 18.01.2002
Paralleluniversen
Ein Kosmos, konzentriert in einen winzigen Punkt. Eine gewaltige Masse, hin und hergerissen zwischen anziehenden und abstoßenden Kräften, unvorstellbare Energie, gewaltiger Druck und keine Regeln. Naturgesetze gelten hier, kurz vor dem Urknall, nicht, denn sie müssen sich erst noch entwickeln. Das Konzentrat des Universums birgt ungezählte Möglichkeiten der Entwicklung in sich. Nahezu jede Welt, ob denkbar oder nicht, steckt in dieser winzigen Kugel, und nur das Chaos entscheidet, was entsteht und was vergeht.
Payola erforschen den Rock-Kosmos der unbeschränkten Möglichkeiten ausgiebig. Es tauchen Fragen auf, die anderswo überhaupt keinen Sinn machen: "Wie würde es klingen, wenn Beck für seine LoFi-Eskapaden nicht im Folk und Blues, sondern bei MC5 und den Queens Of The Stone Age verwurzelt wäre?" Natürlich wird diese Frage auf "Get on the buzz!" nicht beantwortet. Sie stellt lediglich eine der vielen Möglichkeiten in unserem Universum ohne Zeit und Raum dar, und Payola geben Denkanstöße, wie die Antwort aussehen könnte.
Herkömmliche Gegensätze, die wir aus unserer Welt kennen und deren Existenz in unserer musikalischen Sozialisation begründet ist, gibt es auf "Get on the buzz!" nicht. Britisch und amerikanisch, hymnisch und trocken, Sixties und Eighties. Alles existiert nebeneinander, zusammengehalten von der großen Kraft der elektrischen Gitarre und geeint durch die mächtige Stimme Nico Koziks.
Die fünf Berliner wissen sehr genau, daß wohl jede Tonfolge schonmal gespielt und jede Verstärkereinsellung schon mal benutzt wurde. Neue Musik entsteht durch das Zusammentragen von Bruchstücken von verschiedenen Baustellen, so lautet zumindest die weitverbreitete Lehrmeinung. Payola haben den anderen Weg entdeckt: In einen hochkomprimierten Raum hineingefaltet kommen alle Stile wie von selbst in unmittelbarer Nachbarschaft zusammen.
Zu Beginn des Albums stonert "Mass hynosis" schwer vor sich hin, irritiert den allzu konservativen Hörer aber schon mit einem ungewöhnlich flockigen Beat. Dann treffen sich die Strokes und Urban Dance Squad zu einer lockeren Session, bevor bei "Emesis" kurzfristig LoFi das Ruder übernimmt. "The bigger the cat" läßt kurz an die Stone Roses denken, bis "The hidden charme of Dr. Yak-Fu" Reef, die Stones und T. Rex auf den Plan ruft.
Die Assoziationskette schlängelt sich weiter wild durch das Unterholz der letzten 40 Jahre Rockmusik und macht vor gar nichts halt. The Cure, Massive Attack und Depeche Mode grenzen an Tito and Tarantula, Jud oder die Masters Of Reality, und spätestens nach dem zweiten Hördurchgang wirkt das ganz homogen und selbstverständlich. Ob Payola nun bis zum Anfang der Musik zurückgegangen sind oder bis zum Kollaps vor der Neugeburt vorangeeilt sind, ist völlig unerheblich. Das Ergebnis zählt, und das klingt nach allem, nur nicht nach Berlin.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mass hypnosis
- The hidden charme of Dr. Yak-Fu
- Fallen fellow
- Yes, the answer is no
Tracklist
- Mass hypnosis
- The unsung heroes of El Salvador aren't unsung anymore
- Emesis
- The bigger the cat
- Crimopol
- The hidden charme of Dr. Yak-Fu
- Leroy's lament
- Fallen fellow
- Red leather
- Yes, the answer is no
- The most succeeding way to professional alcoholism
- Twelve minutes of honesty
- Big city love
Referenzen
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- Desaparecidos - Payola (52 Beiträge / Letzter am 25.03.2023 - 01:19 Uhr)