Bowery Electric - Lushlife

Beggars Banquet
VÖ: 28.02.2000
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Sphärenklänge für Nachteulen

Vor fünf Jahren schwappte aus Bristol, England ein Trend auf die Tanzflächen des Kontinents, der trotz Widerstandes der Protagonisten TripHop genannt wurde. Sphärische Harmonien, relaxte Stimmungen und trippige Beats waren der Klang der Stunde und Projekte wie Portishead, Massive Attack und Tricky sollten zu Stars stilisiert werden. Glücklicherweise ließen sich diese nicht auf den Hype ein und arbeiteten lieber in Ruhe weiter an ihrer musikalischen Vision. Das Ergebnis war, daß die Substanz der eigenen Songs nicht zugunsten mit heißer Nadel gestrickter Hits aufgegeben wurde. Eine Vielzahl von Plagiatoren tat sich dennoch auf. Diese litten alsbald am Problem der zu heißen Nadel und der Trend war Geschichte.

Nun erreicht uns mit "Lushlife" von Bowery Electric ein Album, daß man beim ersten Hören sofort in die TripHop-Schublade steckt. Die üblichen Kennzeichen sind ohne weiteres auszumachen: hingehauchte Vocals, trockene Downtempobeats und düstere Synth-Wolken bestimmen das Klangbild als wären Jungle, BigBeat und Drum'n'Bass nie passiert. So begegnen uns Drumloops, die schon Ende der Achtziger bei Soul II Soul bzw. Public Enemy Verwendung fanden. Von frischen Beats oder neuen Ideen kaum eine Spur, bis anderthalb Minuten vor Ende des Albums plötzlich der Beat durch den Fleischwolf gedreht wird. Hier läßt sich erkennen, was aus diesem Album hätte werden können. "Experimente raus, Songwriting rein" heißt es jedoch im Presseinfo. Bei den schwachbrüstigen Melodien, die dabei herausgekommen sind, hüllt sich allerdings der Sinn dieser Maßnahme in Dunkelheit und paßt sich so der Grundstimmung des Albums an.

Nimmt man die Backingtracks für sich, entwickeln diese trotzdem einen gewissen Reiz. Passend zur düsteren Stimmung auf dem Cover entwickeln sich zehn finstere Atmosphären, die von wabernden Baßlinien und verschwommen Gitarrenspuren umspielt werden. Subtile Disharmonien, melancholische Streicher und dezente Pianos rufen gelegentlich Erinnerungen an manch gelungenen Filmscore wach. Wenn dann auch noch ein leises Turntable-Scratching daran erinnert, daß die Tracks eben doch im Hip-Hop fußen, denkt man gleich wieder an Portishead. Leider glückt es Bowery Electric nur in wenigen Momenten, wie im Opener "Floating world", dabei überzeugend zu klingen. Mit der richtigen Kräutermischung und der passenden Beleuchtung könnte diese Scheibe dennoch durchaus ihre Wirkung entfalten. Bei allen anderen Gelegenheiten jedoch dient sie aber eher als Einschlafhilfe.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Floating world
  • Freedom fighter

Tracklist

  1. Floating world
  2. Lushlife
  3. Shook ones
  4. Psalms of survival
  5. Soul city
  6. Freedom fighter
  7. Saved
  8. Deep blue
  9. After landing
  10. Passages
Gesamtspielzeit: 50:53 min

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