
Lovex - Watch out!
Virgin / EMIVÖ: 05.08.2011
Das Mittelmaß der Dinge
Lovex - da war doch mal was? Irgendein Lied. Im Radio, vor ein paar Jahren. Wie hieß das noch gleich? Die Finnen schafften damit zwar den Sprung auf das Hit-Karussell der einschlägigen Radiosender, flogen allerdings schon bald in hohem Bogen aus selbigem wieder heraus. Das Album zum kurzzeitigen Hit "Guardian angel" hieß "Pretend or surrender" und war derart mittelmäßig, dass hinterher wieder niemand zugeben wollte, es gekauft zu haben. Seitdem sind drei Jahre ins Land gezogen, im Radio liefen hunderte neuer Hits, und die Musiklandschaft hat sich stark verändert. Nur im Hause Lovex ist die Uhr stehengeblieben.
Und was die Finnen auf dem Drittling "Watch out!" auf die Welt loslassen, ist erneut musikalisch durch die Bank belanglos und textlich zuweilen richtig peinlich. Als Spitze des Eisbergs sei hier "U.S.A." genannt. Mancher Band mag man zutrauen, hinter einer naiven Ode an die Vereinigten Staaten eine ironische Message zu verstecken - aber nicht einer Combo wie Lovex, der ohnehin kein Klischee ausgetreten genug ist. Und so besingen sie völlig ahnungs- und kritiklos das Eldorado, in dem die Menschen noch "proud and free" sind, denn: "I don’t care what people say / America is A-OK". Wenn sie meinen.
Den Soundtrack zur Verblendung liefern monotone Gitarrenriffs und eine käsige Refrainmelodie, die in schlimmster Eighties-Rock-Manier gnadenlos in den Gehörgang geklopft wird. Andere Songs mögen textlich weniger schlimm sein, bleiben musikalisch aber komplett austauschbar. Egal ob im Titelstück, der Single "Slave for the glory" oder dem in seiner Stumpfheit fast schon witzigen Radio-Diss "15 minutes" - konzentriert arbeiten sich Lovex von mittellauter Strophe zu lautem Refrain hin zu etwas weniger lauter Bridge. Und verharren dabei stets knietief im Bombast, der für die obligatorischen Powerballaden noch einmal gesteigert wird.
Sicher gibt es Lichtblicke selbst im tiefsten Sumpf, und auch den biederen Finnen rutschen ein paar gelungene Augenblicke heraus. Der Opener "Queen of the night" ist ein vergleichsweise geradezu mitreißender Ohrwurm, und mit etwas gutem Willen geht auch die melancholische Abschlussnummer "Marble walls" als gelungen durch. Doch dazwischen tun sich Abgründe auf. Aus dem Zusammenspiel von zweitklassigem Songwriting und einer Produktion, die jegliche Ecken und Kanten glatt wie Zuckerwatte schleift, entsteht ein Rockalbum, das niemand braucht und das trotzdem mit Sicherheit wieder viele Leute kaufen werden. In ein paar Monaten will es dann aber wieder keiner gewesen sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Queen of the night
Tracklist
- Queen of the night
- U.S.A.
- Slave for the glory
- Time of your life
- Watch out!
- 15 minutes
- Crash my world
- Worlds collide
- One
- Marble walls
Referenzen
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