Tanya Donelly - Beautysleep

4AD / Beggars / Connected
VÖ: 18.02.2002
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Schlaf, Kindchen, schlaf

Drei Jahre hat es gedauert, in denen man von Tanya Donelly nichts gehört hat. Und das, nachdem sowohl ihre Band Belly als auch ihr erstes Solo-Album "Lovesongs for underdogs" zumindest in den Staaten nach Indie-Maßstäben ziemlich abgeräumt hatten. Doch die drei Jahre widmete Frau Donelly nicht nur dem Erreichen ewiger Schönheit. Kinder bringt man jedenfalls nicht im Schlaf auf die Welt, und meist sehen die Damen danach auch eher müde und kaputt aus. Singende Mütter neigen zudem häufig zum Verfassen von Schlafliedern -- so etwa Tanyas Halbschwester auf dem letztem Throwing Muses-Album, bei denen Tanya einst das Songwriting lernte.

Allerdings haben sich die Schwestern doch arg voneinander entfernt: Während Kristin Hersh zu eher eigenbrötlerischen Gitarren-Klang neigt, hat sich Donelly von ihren frühen, schrägen Stücken über schnelle Gitarren-Nummern hin zum Pop emanzipiert. Dennoch zeigte sie schon immer einen gewissen Hang zu leicht verloren klingenden Stücken. Da ist das Leben schon mal nur ein Traum, mit einigen dunklen Seiten allerdings, aber eine engelsgleiche Donelly weist den Weg ("Moonbeam monkey"). Jubilierende, selbstbewußte Songs wie "Lantern" vom Vorgänger sind diesmal Fehlanzeige. Stattdessen möchte Tanya Donelly auch mal des Nächtens gerettet werden, wenn auch nicht unbedingt von einem DJ.

Halbgas statt Vollgas kennzeichnet dieses Album. Gelegentlich kann man sich nicht einmal des Eindrucks erwehren, etwas Halbgares vorgesetzt bekommen zu haben. Vielleicht versucht Donelly auch, sich an ein anderes Publikum zu richten, dem der Schwung vergangener Platten den Alltag zu sehr durcheinander wirbeln könnte. So plätschert ein vordergründig an den eigenen Nachwuchs gerichtetes Stück wie "Keeping you" reichlich unaufgeregt dahin. Stücke wie "Wrap-around skirt" erinnern schon eher an die Kraft, die Donelly bei Bands wie den Throwing Muses, den Breeders oder Belly mit der Muttermilch aufgesogen hat. Jedoch dürften die meisten Songs selbst für das College-Radio zu entspannend ausgelegt sein.

Dank der melancholischen, teils fast düsteren Untertöne sind die meisten Stücke nicht wirklich als Schlafhilfe für übermüdeten Nachwuchs geeignet, aber selbst Weckrufe altbekannter Mitstreiter wie David Narcizo verhallen ungehört. Auch wenn man sich als durchaus nennenswerte Größe im Independent-Bereich sicher etwas Entspanntheit leisten kann, Frau Donelly, sollte man vor lauter Schönheit aber das Arbeiten nicht außer Augen lassen - insbesondere das Arbeiten an Songstrukturen, die länger im Ohr bleiben.

(Holger Schauer)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Moonbeam monkey
  • The wave

Tracklist

  1. Life is but a dream
  2. The storm
  3. The night you saved my life
  4. Keeping you
  5. Moonbeam monkey
  6. Wrap-around skirt
  7. Another moment
  8. Darkside
  9. So much song
  10. The wave
  11. The shadow
Gesamtspielzeit: 49:22 min

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv