Little Dragon - Ritual union

Peacefrog / Rough Trade
VÖ: 22.07.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Spiel ohne Grenzen

Über Schweden wurde in den letzten Jahren schon viel zu viel geschrieben. Und doch konnte bislang niemand erklären, warum das skandinavische Land Geburtsstätte einer mannigfaltigen Bandbreite an Musikphänomenen ist. Darum lassen wir das einfach und nehmen es einmal so hin. Das fällt schließlich leicht bei "Ritual union", dem dritten Album des Electropop-Quartetts Little Dragon, das sich in Szenekreisen größter Beliebtheit als Kollaborationspartner erfreut. So durften die Schweden auf dem letzten Gorillaz-Album vor der iPad-isierung genauso mitmischen wie auf dem herausragenden Debüt von Dave Siteks Nebenbaustelle Maximum Balloon.

Das führt uns auch schon zum Sound der Band: Wie kleine Kinder, die sich nachts in einer Toys'R'Us-Filiale einsperren lassen, packen Little Dragon sämtliche Sounds in den Einkaufswagen, rempeln hier und da Regale um und freuen sich dabei diebisch. So kann es gehen, wenn man keine Scheuklappen trägt und Electro mit Synthiepop, Indie und Soul würzt. Dass das fast überall auf Gegenliebe stößt, versteht sich von selbst: Dieses eklektische Allerlei wirkt wie aus einem Guss, ist sexy, smooth und kommt trotzdem wunderbar subtil rüber.

Der Opener und Titelsong "Ritual union" schält sich aus einem entzückenden Beat, die samtene Stimme der Halbjapanerin Yukimi Nagano legt sich darüber, erzählt von in Sand versinkender Liebe und klingt dabei zum Steinerweichen leidenschaftlich. "Brush the heat" ist ein verlockendes Biest und erinnert an die entrückten Momente von Lykke Li. Dezent tanzbar blubbern und frickeln Little Dragon gedankenverloren vor sich hin, die Welt um sie herum zieht vorbei, ohne dass sie Notiz davon nehmen. Das folgende "Shuffle a dream" lässt exaltierte Synthies pumpen und zelebriert einen grazilen Flirt mit R'n'B, der zu schlau ist, um sich aufs Glatteis zu begeben. Und wenn in "Please turn" ein tollwütiger Flipperautomat loslegt, sollte man dem Sound längst erlegen sein.

Die zweite Albumhälfte ist dann deutlich elektronischer, losgelöster, freigeistiger: Beats schwirren umher wie Glühwürmchen in lauen Sommernächten, Fäden aus Licht und Schall formieren sich zu somnambulen Gestalten. "Precious" nimmt beispielsweise Anlauf, verquirlt den heißen Anfang mit stoischen Rhythmen und landet irgendwo bei Hot Chip. "Nightlight" hingegen hängt windschief im Raum, klingt zunächst wie das dritte Level bei Super Mario, geht dann aber natürlich in eine völlig andere Richtung. So sind Little Dragon: Verspielt und quirlig, tanzbar und intuitiv. Sie beweisen mit "Ritual union" ein brillantes Händchen für schicke Arrangements und tolle, universelle Songs. Woher die Band nun stammt, ist in einem solchen Fall doch bitteschön völlig egal. Grenzen kennt sie ohnehin keine.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ritual union
  • Shuffle a dream
  • Please turn

Tracklist

  1. Ritual union
  2. Little man
  3. Brush the heat
  4. Shuffle a dream
  5. Please turn
  6. Crystalfilm
  7. Precious
  8. Nightlight
  9. Summertearz
  10. When I go out
  11. Seconds
Gesamtspielzeit: 43:24 min

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