
Grieves - Together/Apart
Rhymesayers / Groove AttackVÖ: 22.07.2011
Sneaker Pimp
Es ist so eine Sache mit den Gefühlen. Besonders im Rap ist das eine komplizierte Kiste, wenn die Alte nicht in selbige will. Aber okay, ist nicht das erste Mal, dass die Nummer einer durchzieht und auch Casper hat da keine Pionierarbeit geleistet. Trotzdem eine heikle Angelegenheit sein Gefühlsleben durchs Mic zu posaunen. Aber bei den Rhymesayers ticken die Uhren sowieso komplett anders. Da ist das Milchgesicht Benjamin Laub aus Seattle mit seiner neuen Platte genau richtig aufgehoben. Der ganze Quatsch mit Szene und Street und so, drauf gespuckt. Grieves müht sich an seinen Problemen ab. Nur Kumpel Budo darf mit ran, der zufällig auch noch ein passabler Multi-Instrumentalist ist. So zimmerten die zwei schon mit "88 Keys and counting" eine Platte, deren Beats eher Herzen brachen als Köpfe zum Nicken brachten. Beim Zwischenspiel "The confessions of Mr. Modest" vor zwei Jahren lud sich Grieves mit den CunninLynguists die passende Referenz für seinen Sound als Feature ein. Der Typ weiß offensichtlich, wohin er will.
Dafür schnürt er sich die Sneaker und pumpt mit "On the rocks" mal ein richtiges Brett los. Grieves plündert nicht in anderen Genres, sondern hat mit Budo diesen Sound entwickelt, der seine Beats so beiläufig einwirft und stets die Melodie in einen Rhythmus verwandeln könnte. Da braucht es keine Einflüsse von der anderen Seite. "Sunny side of hell" lebt von den Takten und Tönen, die Grieves in seine Rhymes legt. Im Kern schlummert oft nur das Piano, wie etwa bei "No matter what", wo die Finger ordentlich auf die Tasten hauen. Das läuft kontrolliert unter den Rhythmus, steht aber immer kurz davor, in eine Melodie zu kippen. "Speak easy" fährt eine Gitarre aus, lässt sie aber nicht von der Leine. Selbst der Rausschmeißer "Against the bottom" darf am Pop nur schnüffeln, ihn aber nie komplett rauslassen. Grieves und Budo haben gespeichert, worauf es bei "Together/Apart" ankommt. Und das ist weit mehr als irgendein Experiment.
Die Offenbarung reicht bei "Wild thing" fast bis zur Selbstzerstörung. Da sind Dinge, die Grieves aussprechen muss. Keine andere Wahl. Brother im Geiste Ali ist da ganz bei ihm und lässt in "Tragic" ein paar Zeilen da. Dem steht Grieves auch technisch in nichts nach. Doubletime und zerrüttete Reimpackungen gibt es zwar nicht, aber Benjamin Laub bügelt mit viel Gefühl über seine Tracks. "Heartbreak hotel" bekommt mit dem gesungenen Sprechgesang erst seinen verruchten Groove. Die kleinen Akzente im Sound wie Bläser sind nur einzelne Flecken, die um Beat, Piano und Stimme kreisen dürfen. "Together/Apart" ist da ebenfalls ganz bei seinem Label Rhymesayers und handelt mit den Dingen, für die das Haus bekannt ist. Ohne Peinlichkeiten breitet Grieves sein Seelenleben, seine Ängste und Gefühle vor dem Hörer aus. Auf "Together/Apart" wird nichts emoralisiert. Am Ende ist es der Schmerz, der diese Platte zusammenhält. Und das ist nicht der schlechteste Kitt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Falling from you
- On the rocks
Tracklist
- Lightspeed
- Bloody poetry
- Falling from you
- On the rocks
- Sunny side of hell
- Tragic
- Boogie man
- Pressure cracks
- No matter what
- Vice grip
- Heartbreak hotel
- Speak easy
- Prize fighter
- Wild thing
- Growing pains
- Against the bottom