Benjamin Biolay - Pourquoi tu pleures? - Musique et chansons inspirées du film

Naïve / Indigo
VÖ: 22.07.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Oder ist das der Regen?

Dass Frankreich ein berühmtes Weinland ist, haben wir ja schon lange gewusst. Neu ist allerdings der Film dazu, der erst kürzlich in die französischen Kinos kam und bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes seine Premiere feierte: "Warum weinst du?" von Katia Lewkowicz erzählt die berauschende Geschichte eines Mannes, der vier Tage vor seiner Hochzeit in einen mitreißenden Emotionsstrudel gerät. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten - außer, dass dieser ebenso bedauernswerte wie sympathische Protagonist von Benjamin Biolay gespielt wird. Und als wäre es noch nicht genug, dass der Singer-Songwriter damit seine erste große Kino-Hauptrolle ergatterte, schrieb er mal eben auch noch die Filmmusik dazu. Doch Vorsicht: Auch wenn der Soundtrack zu "Pourquoi tu pleures?" den Anschein eines regulären neuen Biolay-Albums macht, ist er dies dann doch nicht ganz.

Man erahnt es bereits bei dem instrumentalen Opener "Pourquoi pleures-tu?", der mit zart gezupfter Akustikgitarre beginnt, engelsgleichen weiblichen Harmoniegesang anlockt, mit einem kristallklaren Klavier anbandelt und in seinen gut zwei Minuten dann doch immer nur um ein und dasselbe Thema kreist. Mit dem darauffolgenden "You have changed", dem einzigen englischsprachigen Stück des Soundtracks, ist die Verwirrung schließlich komplett, denn da singt nicht etwa Biolay - der das Lied aber immerhin geschrieben hat - sondern eine bislang unbekannte Dame namens Ana Zimmer. Trotz des Überraschungseffekts bleibt die Darbietung weitgehend unauffällig, was nicht zuletzt daran liegen könnte, dass "You have changed" ein nettes, aber leider auch etwas zu harmloses Popnümmerchen ist.

In Lied 3 kommt dann endlich Biolay ans Mikrofon. "Pas la forme" ist die Singleauskopplung und sorgt für eine weitere Überraschung: ein verschmitzter Synthesizer verschmilzt mit einem verschwitzten Beat, die 80er Jahre stürmen auf die Tanzfläche, und der Franzose mit dem markanten Gesicht macht das, was er am besten kann: lasziv sprechsingen. Man fühlt sich an "Assez parlé de moi" von seinem vor zwei Jahren erschienenen Doppelalbum "La superbe" erinnert. Biolays Königsdisziplin, die mit den gefühlvollen Piano-Chansons, ist bedauerlicherweise nur mit zwei Stücken vertreten - dem schwelgerischen "C'est l'avantage" und der Cover-Version "Mon amour ma chérie", im Original von Amadou & Mariam, einem blinden Musikerpaar aus Mali. Es bleibt festzustellen: "Pourquoi tu pleures?" widmet sich hauptsächlich dem federnden Popsong, mit einem gelegentlichen Hauch Beatles und einer großzügigen Prise Nostalgie.

Biolay ist übrigens nicht der einzige Schauspieler aus "Pourquoi tu pleures?", dem man auf dem Soundtrack lauschen kann: Mit seiner Kollegin Emmanuelle Devos duettiert er im Titeltrack, und Sarah Adler besingt im sanft angejazzten "L'homme de ma vie" den Mann ihres Lebens. Kokett schnurrt sie: "C'est pas toi, mais presque" - "Du bist es nicht, aber fast". So ähnlich verhält es sich auch mit dieser Platte, die ebenfalls nur fast als vollwertiges Biolay-Album durchgeht. Auch, weil die eindrucksvollen Bilder, die der einzig denkbare Nachfolger Serge Gainsbourgs sonst in seinen Liedern zaubert, sich ohne Kinoleinwand hier nicht immer einstellen wollen; Stücke wie das anderthalbminütige Instrumental "Orly dur", geschrieben und dargeboten von Marc Chouarain, hängen etwas in der Luft. Dafür ist "C'est magnifique", eine Cole-Porter-Adaption, ganz wunderbar gelungen. Zuvor empfiehlt Biolay noch in "Reste-moi fidèle", dass man ihm doch treu bleiben möge. D'accord, Monsieur! Und wir werden auch in Zukunft stets reinen Wein einschenken.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mon amour ma chérie
  • Pourquoi tu pleures? (Emmanuelle Devos & Benjamin Biolay)
  • C'est l'avantage
  • C'est magnifique

Tracklist

  1. Pourquoi pleures-tu?
  2. You have changed (Ana Zimmer)
  3. Pas la forme
  4. Le bonheur, mon cul
  5. L'homme de ma vie (Sarah Adler)
  6. L'amour à mes pieds
  7. Mon amour ma chérie
  8. Orly dur
  9. J'ai des doutes
  10. Pourquoi tu pleures? (Emmanuelle Devos & Benjamin Biolay)
  11. C'est l'avantage
  12. Reste-moi fidèle
  13. C'est magnifique
Gesamtspielzeit: 43:16 min

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